Karate Karateka benötigt Finanzspritze für die EM

Langenfeld. · Der Langenfelder Tobias Schälte (14) sucht per Crowdfunding Geldgeber, damit er an der Karate-EM teilnehmen kann.

Tobias Schälte aus Langenfeld hofft auf möglichst viele Spenden, um die Reise zur Europameisterschaft finanzieren zu können.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Tobias Schälte (14), erfolgreicher Langenfelder Karateka, der im Vorjahr Landesmeister wurde und bei der SG Langenfeld (SGL) trainiert, möchte 2021 zur Europameisterschaft. „Das wäre ein schöner weiterer Schritt“, sagt der Schüler der Opladener Marienschule. Den genauen Termin gibt es noch nicht, voraussichtlich wird es Frühjahr 2021. Doch bis dahin stehen außer den regelmäßigen Trainings vor Ort noch sechs Qualifizierungsturniere an, die nicht „um die Ecke“ stattfinden: Zypern, Italien und Kroatien sind die Austragungsorte. Und das kostet Geld. Rund 4000 Euro hat Familie Schälte ausgerechnet. „Vom Landesverband und meinem Verein werden leider keinerlei Kosten übernommen. Sämtliche Fahrt- und Übernachtungskosten sowie Startgelder bezahlen meine Eltern“, sagt Tobias. Zu den Kosten für die Turniere kommt noch die Fahrt zum Kadertraining nach Neuenkirchen (Entfernung 165 Kilometer) oder Duisburg (45 Kilometer), zu dem ihn seine Eltern jede Woche bringen.

Auf der Website „Kamon – Gemeinsam Sport fördern“ sucht Tobias nun Sponsoren. Mit seinem Anliegen ist er nicht allein: Weitspringer Florian Spieler aus Hof will an der Leichtathletik-EM und -WM für Senioren teilnehmen und bittet um Unterstützung. Und der Reitverein Ober­stedten beispielsweise braucht ein neues Voltigier-Pferd und versucht es über ein Crowdfunding (Gruppenfinanzierung) zu bekommen.

740 von angepeilten 2000 Euro sind bereits auf dem Konto von Tobias eingegangen. „Von Freunden und befreundeten Sportförderern“, sagt er. „Wir sind extra unter dem Betrag von 4000 Euro geblieben, weil jeder Euro zählt.“ Bis 4. Februar läuft das Crowdfunding noch. „Wenn wir bis dahin das Geld nicht zusammenhaben, können wir die Auslandsturniere nicht stemmen“, sagt Tobias’ Mutter Melanie Schälte bedauernd. „Wir haben noch eine Tochter, die studiert und die wir unterstützen müssen.“

„Sollten wir die angestrebte Summe nicht erreichen, werden wir die Spenden zurückzahlen“, erklärt Tobias. Doch der junge Langenfelder hofft noch. „Wer mich fördert, tut etwas für junge Sportbegeisterte. Das ist auch ein Statement für den Jugendsport“, sagt er. Er setzt auf die Unterstützung hiesiger Firmen. „Ab 250 Euro trage ich deren Logo auf meiner Tasche“, verspricht er. „Als Einzelsportler ist es leider sehr schwer, Sponsoren zu finden, auch Firmen. Zumal Karate auch nicht zu den bekanntesten Wettkampf-Sportarten gehört. Es werden fast ausschließlich Mannschaftssportarten unterstützt, da dort die Werbefläche größer ist. Auf den Karate-Anzug darf keine Werbung, so dass nur Taschen oder Sportanzug als Werbefläche bleiben“, sagt Melanie Schälte. Ihr Sohn ist mit Leidenschaft bei der Sache. Drei- bis viermal pro Woche trainiert er. „2019 war mein bisher erfolgreichstes Jahr. Ich wurde Landesmeister, gewann zum ersten Mal den Internationalen Deutschen Goju-Ryu-Cup und den Internationalen Budokan-Cup. Bei der Deutschen Meisterschaft belegte ich den elften Platz, und zum Abschluss der Turniersaison erreichte ich noch als bester Deutscher meiner Altersklasse den dritten Platz beim Internationalen Banzai-Cup in Berlin“, sagt er.

Seit seinem fünften Lebensjahr ist der Kampfsport sein Lebensmittelpunkt. „Schon als kleiner Junge hat er auf jeden Kindergeburtstag verzichtet, wenn parallel ein Training anstand“, sagt seine Mutter. Den Start in seinen heutigen Lieblingssport forcierten seine Eltern damals aus pädagogischen Gründen. Ihrem Kindergartenkind mangelte es an Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen, meinten sie. Dass sie damit den Grundstein für die sportliche Karriere ihres Sohnes legten, ahnten sie nicht.

Von Schüchternheit ist heute nichts mehr zu merken, wenn der 1,80 Meter große Gymnasiast mit der Handkante die Luft durchschneidet, dass es pfeift, und die Fäuste blitzschnell nach vorne schnellen lässt. Das Bewusstsein, sich jederzeit wehren zu können, gibt ihm ein gutes Gefühl. Angst vor körperlichen Attacken hat der durchtrainierte Junge nicht, würde sie aber nie herausfordern. Denn eines gehört ganz besonders zum Karate: Vernunft. Deshalb trägt Tobias auch noch keinen der zehn schwarzen Gurte der höchsten Rangstufe. „Den gibt es in der Regel erst ab 18 Jahren, wenn die nötige psychische Reife da ist“, sagt sein Trainer Michael Gans.