175 Jahre fest verschlossen
Deutschlands erste Fabrik für Zylinderschlösser, CES, feiert Geburtstag.
Es ist eines der Unternehmen, die maßgeblich dafür verantwortlich sind, dass die Gegend sich heute „Schlüsselregion“ nennt: CES. Deutschlands erste Fabrik für Zylinderschlösser hat ihren Hauptsitz an der Friedrichstraße und feiert 175-jähriges Bestehen.
Eines hat sich nicht geändert: Die Firma wird in siebter Generation als Familienbetrieb geführt. Dazu passt, dass Geschäftsführer Richard Rackl sich in der Historie sehr gut auskennt: „Die Landwirte suchten dringend nach einem Nebenerwerb“, berichtet er. „Von Händlern kauften sie Blech, fertigten daraus Schlösser und Schlüssel, und verkauften sie wieder.“ Damals wie heute: Die Wertschöpfung ist enorm hoch. Verbunden mit der Qualität ein gewichtiges Argument auch für die Jobs vor Ort.
Aus einfachen Schlössern wurden Zylinder. 1909 wurden die bereits an der Friedrichstraße 243 produziert. Womit — neben einer standartmäßigen Produktion — für die Kundschaft deutlich mehr Sicherheit im Spiel war. Es war kaum noch möglich, ein solches Schließsystem zu knacken. „Außer, der Hauptschlüssel ist weg. Dann gibt’s ein Problem“, sagt der 54-Jährige.
Heute läuft die Entwicklung hin zu immer mehr Elektronik und damit noch mehr Sicherheit. Für einen modernen Schließzylinder gebe es 710 mal 4000 Möglichkeiten, es zu codieren — ziemlich viel Sicherheit.
CES ist zudem spezialisiert auf hochkomplexe Anlage. So kommt das Schließsystem für den Reichstag in Berlin, Kanzleramt und die Abgeordnetenbüros von hier.
In der Produktion ist hautnah zu erleben, welche Rolle das Thema Tempo spielt. „Es ist wie eine Fabrik in der Fabrik“, erklärt der Diplom-Ingenieur. Heißt: Standen früher Maschinen des gleichen Typs (z.B. Bohr- oder Fräsmaschinen) in einer Halle, wird heute in einem Segment ein Auftrag komplett abgearbeitet. Vom Fertigen des Rohlings bis zur Verpackung. Und das überaus zügig. Geht ein Auftrag bis Mittag ein, wird am nächsten Tag ausgeliefert.
Jedenfalls wenn es bis zu 100 Zylinder sind. Bei Aufträgen mit bis zu 500 Zylindern dauert es vier Tage. Früher lag der Durchschnitt bei sechs Wochen.
Die Entwicklung und Planung läuft heute ausnahmslos über den PC, wo dann auch bereits Bewegungssimulationen und realistische Darstellungen möglich sind. „Sie sehen ein Produkt, von dem Sie noch nicht ein Teil produziert haben“, erklärt Rackl.
Unterschiedliche Standards sind bei CES kein Problem. Zylinder werden im Bedarf auch für Schweizer oder amerikanische Schlösser gebaut.
Die Zukunft hat begonnen: Große Themen sind Kurzzeitwohnen und häusliche Pflege. „Wäre es nicht schön, wenn die lästige Schlüsselübergabe entfallen könnte?“, fragt Rackl. Bereits heute werden zeitliche Berechtigungen vergeben, in Wohnungen oder Häuser zu kommen.
Auch hier bleibt sich das Unternehmen treu, investiert viel Geld. Auch in eine eigene Entwicklungs-Mannschaft. Und dann klingt eine Erklärung, am Standort zu bleiben, so richtig glaubwürdig.