Abbau: Rheinkalk schlägt Alarm
Das Unternehmen fordert mehr Fläche, um in Wülfrath noch 50 statt 24 Jahre weiter arbeiten zu können.
Acht Seiten stark ist die Stellungnahme von Rheinkalk zum neuen geplanten Regionalplan, der die regionale Raumordnung des Landes NRW für die nächsten Jahrzehnte bestimmen wird. Acht Seiten, in denen der weltgrößte Hersteller von Kalk- und Dolomiterzeugnissen die dauerhafte Zukunft des Abbaus im kleinen Wülfrath in Frage stellt. Dann, wenn nicht deutliche Veränderungen in diesen Regionalplan Eingang finden.
Im Regionalplan von 1999 war ein Bereich in Wülfrath genehmigt worden, der nach damaligem Kenntnisstand den Abbau nach Wasserrecht und Immissionsschutzrecht bis in das Jahr 2048 gesichert hat, stellt Rheinkalk in seiner Analyse fest. Nun sind Veränderungen im neuen Regionalplan vorgesehen. Bereits auf Seite 2 heißt es unmissverständlich: „ Diese Ausweisungen kollidieren teils erheblich mit den Rohstoffinteressen der LWE Rheinkalk GmbH für den Standort Flandersbach und geben für den Standort Kalkwerk Flandersbach keine ausreichende Rohstoffsicherheit.“
Warum? Analysen und Untersuchungen der Steinbrüche Rohdenhaus und Silberberg und ihres Umfelds haben zu genaueren und für Rheinkalk ungünstigere Perspektiven geführt. Es seien weniger Kalksteinvorräte zu erschließen. Zudem habe sich in den vergangenen Jahren gezeigt, dass immer tiefer gegraben werden muss. „Die im Abgrabungsmonitoring 2013 gemachten Angaben zum Lagerstättenvorrat sind überholt und zu optimistisch. Die Restlebensdauer des Standortes verkürzt sich dadurch deutlich und liegt unterhalb der landesplanerisch vorgesehenen Reichweite“, heißt es im Bericht.
Konkret hat Rheinkalk Vorratsmengen und Jahre berechnet. Nach den bisherigen Berechnungen sei in den ausgewiesenen Flächen noch ein Restvorrat von 248 Millionen Tonnen (93 Mio. m³) an wirtschaftlich verwertbarem Kalkstein vorhanden. Das entspreche einer Lebensdauer von rund 24 Jahren bei einer durchschnittlichen Förderung von 10,5 Millionen Tonnen pro Jahr (4 Mio. m³). Das ist die derzeitige jährliche Abbaukapazität.
Würden die Planveränderungen Rheinkalks im neuen Regionalplan berücksichtigt, ergäbe sich laut Analyse ein Vorrat von 457 Millionen Tonnen (174 Mio. m³) Kalkstein. Das entspräche einer Abbaudauer von 44 Jahren. Dies sichere die Rohstoffversorgung des Kalkwerkes Flandersbach für 50 Jahre. Rheinkalk stellt unmissverständlich fest: Dieser Zeitraum sei „unbedingt erforderlich, um die hohen Vorleistungen zum Abbau des Pfeilers Prangenhaus wirtschaftlich darstellen zu können“.
Auf Seite 7 dann stellt Rheinkalk die Bedingungen fest, die für das optimistische Abbauszenario Voraussetzung wären. Dazu gehören die Ausweisung eines zusätzlichen Abbaubereichs im Steinbruch Pfeiler Prangenhaus, die Verlegung der Kreisstraße K 34 nördlich des neuen Abbaubereichs Pfeiler Prangenhaus und die Trennung des Abbauareals östlich der Kreisstraße K 32 zum Neubau der verlegten Kreisstraße K 34.
Noch hat kaum einer in Verwaltung und Politik sich mit der Rheinkalk-Stellungnahme beschäftigt. Axel Effert, CDU-Mitglied im Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung, weiß um die Brisanz, die in dem Papier steckt. Deshalb ja auch eine Sondersitzung nächste Woche. „Wir wollen mit Rheinkalk kooperieren, aber die Stadt muss auch an die Zukunft denken“, sagt er. Natürlich gebe es Diskussionsbedarf zu den von Rheinkalk angesprochenen Themen.