Abenteurer Dag Rogge ist ständig auf Achse

Der Chef des Land Rover Experience Center im ehemaligen Rheinkalk-Steinbruch führt ein außergewöhnliches Leben.

Foto: Mikko Schümmelfelder

Wülfrath Der Mann war mal Beamter. Bei der Telekom, mit einem „Nine-to-five-Job“. Vermutlich irgendwas mit Kabeln und viel Papierkram. „Um 10 Uhr wusste ich dann schon nicht mehr, was ich noch machen soll“, erinnert sich Dag Rogge. Mittlerweile ist er auf krummen Wegen unterwegs. Jenseits eingetretener Pfade, ohne den doppelten Boden eines Beamten-Daseins auf Lebenszeit. Dafür nun andauernd offroad, also jenseits der Straße. Manchmal im Defender, meistens mit einem der modernen SUVs von Land Rover.

Hört man Dag Rogge zu, ist man gleich schon mittendrin im Lebenswandel eines Abenteurers. Ständig auf Achse und das im wahrsten Sinne des Wortes. Als Chef bei Land Rover Experience im ehemaligen Rheinkalk-Steinbruch sitzt er andauernd im Auto. Und das nicht, um Kilometer auf asphaltierten Straßen abzureißen. Sondern vor allem dort, wo es rumpelt und ruckelt — also jenseits der Komfortzone.

Bei diesem Wort kommen dem 55-Jährigen ohnehin andere Bilder in den Sinn, als ein gemütlicher Abende auf der Couch. „Komfort ist in jedem Land etwas anderes“, weiß Rogge, der schon mehr als 100 Ländern bereist hat. Für ihn heißt das, auch dorthin zu fahren, wo man inmitten durchorganisierter Pauschalurlaube niemals hingelangen würde. „Urlaub mache ich dann zuhause“, sagt er lachend. Und man glaubt es ihm sofort. Ein Mann mit so viel Power — eingesperrt in seine eigenen vier Wände? Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Deshalb lebt er mehr als 200 Tage im Jahr aus dem Koffer.

Und wenn er mal wieder auf seinem Bauernhof in Obmettmann eincheckt, kann Rogge das Dasein eines Landwirts durchaus genießen. Hauptsache weg von der Straße, könnte man meinen. Und seine Frau reist immer mit? „Nö, wir haben eigentlich seit 25 Jahren Flitterwochen“, plaudert er über Privates. Einer, der immer kommt und geht? Bei dem nicht die Tristesse des Alltags mitschwingt? Das scheint ein guter Weg zu sein, um der Zweisamkeit den Hauch des Besonderen zu erhalten.

Als Dag Rogge irgendwann Ende der 1980er Jahre seinen Schreibtisch bei der Telekom gegen einen Job tauschte, bei dem er im Land Rover auf Weltreise ging, stand schnell fest: Das ist ein guter Plan, so kann es weitergehen. Autos, Wildnis und fremde Kulturen: Kein Tag läuft seither wie der andere.

Als dann vor mehr als zwei Jahrzehnten die Idee reifte, im Steinbruch ein Trainingscenter aufzubauen, war es anfangs noch schwierig. „Es gab damals viele Gegner“, erinnert sich Rogge an Debatten mit Umweltschützern. Die wiederum sind längst ausgestanden. Nicht nur, weil er auf dem Steinbruchgelände viele Biotope angelegt hat. Sondern auch, weil rücksichtsloses Brettern durch die Natur im Land Rover Experience Center tabu ist.

Aber was ist es eigentlich, dass Dag Rogge nun schon seit 30 Jahren antreibt? Er selbst sieht es so: „Am ehesten Neugier, und irgendwie bin ich auch rastlos.“ In 53 Tagen von Berlin nach Mumbai: Die Land Rover Experience Tour vor vier Jahren über die Seidenstraße war für Dag Rogge einer der Höhepunkte in einem Leben, über das er selbst sagt: „Ich bin damit noch längst nicht durch.“

Ach ja, die Oldtimer unter den Offroadern liebt er besonders. Seinen Land Rover der Serie 1, Baujahr 1949, fand er über einen befreundeten Fotografen in England. Stilecht, mit englischem Kennzeichen. Dafür meldete Dag Rogge extra einen Wohnsitz in England an. Aber was heißt das schon für einen Weltenbummler.