Abschied als Handball-Schiedsrichter: Abpfiff nach 500 Begegnungen

Frank Böllhoff beendet seine langjährige Tätigkeit als Handball-Bundesliga-Schiedsrichter.

Neviges. Frank Böllhoff scheint nichts aus der Ruhe bringen zu können. Er selbst schiebt das auf sein Alter. „Mit 50 wird man ruhiger und gelassener“, sagt er. Eigenschaften, die dem Nevigeser Familienvater in seiner Laufbahn als Handballschiedsrichter, aber auch schon Jahre zuvor, ausgezeichnet haben.

Nach mehr als 500 Bundesliga-Partien, die er geleitet hat, musste Böllhoff seine Pfeife an den berühmten Nagel hängen. Mit 50 ist im bezahlten Handball für Schiedsrichter Schluss. Jetzt bildet er den Schiedsrichternachwuchs aus und arbeitet für den Deutschen Handball Bund (DHB) als Beobachter von Schiedsrichtern.

Der Handball spielte im Leben von Frank Böllhoff von klein auf eine wichtige Rolle. Beim Nevigeser TV eiferte er als Vierjähriger seinem Vater und seinen größeren Brüdern nach. Mit 16 Jahren machte er den Schiedsrichterschein. „Dann musste ich mich entscheiden, ob ich Handballer bleibe oder Schiedsrichter werde“, sagt Böllhoff. Er traf die richtige Entscheidung. Damals spielte er als Jugendlicher mit dem NTV in der Landesliga. „Höher wäre ich als Sportler vermutlich nicht gekommen.“

Doch seine Entscheidung war nicht bestimmt vom Wunsch, einmal Bundesliga-Partien zu pfeifen. „Es machte mir einfach Spaß, Spiele zu leiten.“ Dabei war der Berufssoldat im Range eines Oberstleutnant immer bemüht, „so zu pfeifen, dass alle mit mir zufrieden sind“. Nur einmal, zu Beginn seiner Karriere, sei er vom Ordnungsdienst vor aufgebrachten Fans beschützt worden. „Der Verein wurde dafür damals bestraft.“

Angst vor wütenden Fans, die mit seiner Entscheidung nicht einverstanden sein könnten, hatte Böllhoff trotzdem nie. „Auch nicht, wenn zwei Spieler mal aufeinander losgegangen sind. Dann bin ich immer gleich dazwischen.“

Und Angst, sagt Böllhoff, hatte er auch nicht bei seinem viereinhalb-monatigen Einsatz in Afghanistan im vergangenen Jahr. „Auch nicht, als ich mit amerikanischen Soldaten zusammen unterwegs war.“

Ob er ein Spiel seiner jüngsten Töchter als Schiedsrichter leitete oder ein Bundesligaspiel, das spielte für Böllhoff nie eine große Rolle. „Natürlich ist der Druck in der Bundesliga viel größer. Ich war immer bemüht, in jedem Spiel so wenige Fehler wie möglich zu machen?“ Dennoch musste er sich von Fans, Spielern und Trainern im Laufe seiner Karriere viel anhören. Doch eine Sammlung von Beleidigungen und Beschimpfungen hat er nicht angelegt. „Nein, das habe ich verdrängt“, sagt Böllhoff.

Zwar hat der Nevigeser als Aktiver aufgehört, doch in seinem neuen Amt ist er genauso häufig unterwegs wie als Schiedsrichter. „Da muss dann auch mal der eine oder andere Urlaubstag geopfert werden.“ Ehefrau Simone, mit der er seit 2002 verheiratet ist, findet das in Ordnung. „Denn der Handball ist Teil meines Lebens“, sagt der sechsfache Vater.