Ärger am Feldweg: Strafprozess um Jaucheguss auf Wanderer
Wanderweg in Velbert führt über einen Hof. Der Freund der Besitzerin soll handgreiflich geworden sein.
Wuppertal/ Velbert. Ein beliebter Wanderweg am Velberter Deilbachtal ist umkämpftes Territorium — weil er mitten über ein Hofgelände führt. Der Lebensgefährte (58) der Hofbesitzerin muss sich jetzt sogar vor dem Landgericht Wuppertal verantworten: Er soll zwei Spaziergänger im Streit mit einem Schwall verdünnten Pferde-Urins aus einem Eimer übergossen haben: Sie hätten ein Privatgrundstück betreten.
Der Angeklagte wehrt sich im Berufungsverfahren gegen 4000 Euro Geldstrafe wegen Körperverletzung, verhängt vom Amtsgericht Velbert. Dort hatte er zugegeben, im September 2012 im Streit mit den beiden Passanten zu einem Eimer voller Fäkalien gegriffen zu haben. Jetzt schweigt er.
Streit um den Weg und die Grundstücksgrenzen habe es immer wieder gegeben, erklärten im Zeugenstand die Geschädigten — zwei Brüder (73 und 77 Jahre) aus der Nachbarschaft. Die Eigentümerin habe beklagt, dass Wanderer ihre Tiere beunruhigen und Pflanzen abbrechen. Die besudelten Hemden, Hosen und Schuhe hätten sie übrigens aufbewahrt, sagten die Brüder: Die könnten sie dem Gericht vorlegen. Die Polizei habe wegen des „bestialischen Gestanks“ auf die Sicherstellung einer Probe verzichtet.
Die Besitzerin erklärte, den Jauche-Wurf habe sie als Höhepunkt einer Machtprobe unter den drei Männern verstanden.
Die Stadt Velbert sieht den angeblichen Tatort als Teil des öffentlichen Wegenetzes — und nicht als Privatfläche. Schon seit mehr als 100 Jahren werde die Strecke genutzt. Mit diesem Problem haben sich bereits mehrere Prozesse befasst, unter anderem, weil die Besitzerin den Weg 2009 auf eigene Faust sperrte, bis die Stadt ihre Barrikade abreißen ließ.
Damit eskaliert an dieser Stelle ein Problem, das an vielen Stellen im Kreis präsent ist: Alte Hofschaften waren waren meist mit Durchgangswegen in mindestens zwei Richtungen erschlossen. Das nutzt heutzutage dem Wanderwege-Netz. Übernehmen neue Besitzer die Grundstücke, ist denen die Lage oft nicht ruhig genug. Zuletzt gab es nahe Mettmann Vorwürfe von Wanderern, ein Grundbesitzer würde einen öffentlichen Weg sperren.
“ Der Prozess wird am Dienstag, 4. Februar, um 9 Uhr im Justizzentrum Wuppertal am Eiland fortgesetzt.