Als der alte Bahnhof noch neu war
Ursprünglich kamen die Reisenden in einem schlichten Bau in Neviges an, der 1976 abgerissen wurde. Daran erinnern die neuen Historischen Beiträge.
Neviges. Kathedralen der Technik — die eindrucksvollen Stahlkonstruktionen der Bahnsteighallen in den Großstädten gaben den Bahnhöfen diesen klangvollen Beinamen. Auch in Hardenberg-Neviges legte man zu Beginn des 20. Jahrhunderts Wert darauf, dass das städtische „Tor zur Welt“ endlich einen repräsentativen Charakter bekommt.
Ursprünglich kamen die Reisenden der „Prinz-Wilhelm-Eisenbahn“ über Jahre in einem schlichten Gebäude — äußerlich nicht von einem Wohnhaus zu unterscheiden — im Örtchen an. „Das war eigentlich der erste Bahnhof in Neviges“, weiß Stadtarchivar Christoph Schotten, der die Bahnhofsgeschichte vor Ort in einem Beitrag in der neuen Ausgabe von „Historische Beiträge“ beleuchtet.
Erst am 15. Juni 1908 bekam Hardenberg-Neviges nach zwei Jahren Bauzeit endlich sein neues, würdiges Empfangsgebäude, heute bekannt als „Alter Bahnhof“ und Heimat des griechischen Lokals „Tassos“. Das ursprüngliche Bahngebäude stand nur ein paar Meter weiter die Gleise hinunter in Richtung Nevigeser Innenstadt und wurde zunächst nach Schottens Recherchen weiterhin von den Bahnbeamten genutzt. Später wurde das Haus ein reines Wohngebäude, das 1976 schließlich abgerissen wurde.
Daher drohte die Geschichte des ersten Nevigeser Bahnhofs schon in Vergessenheit zu geraten, wenn da nicht der Bergische Geschichtsverein Velbert-Hardenberg wäre, der mit seiner aktuellen Jahreszeitschrift (Nr. 27) wieder an die lokale Historie erinnert.
Weitere aktuelle Beiträge befassen sich dieses Mal mit dem sogenannten „Langenberg-Verbot“, der Kommunalreform 1974/75 und 125 Jahren Stadtwerke Velbert. In letzterem Beitrag berichtet Ulrich Morgenroth, Leiter des Schloss- und Beschlägemuseums, von der Inbetriebnahme des ersten Wasserwerks 1891 in Velbert. Vorausgegangen war eine Typhusepidemie, die vor Ort viele Todesopfer forderte, und auf die schlechte hygienische Qualität des hiesigen Wassers zurückzuführen war. Zudem erhöhte noch ein anderer Faktor den Wasserbedarf: der Anschluss Velberts an das nationale Eisenbahnnetz 1888. Übrigens: Von allen Stationen auf dem Gebiet der heutigen Stadt Velbert ist der einzige Original-Bahnhof nur noch in Langenberg in Betrieb.