Wülfrather hat den Kölner Dom im Zimmer
Patrick Kosog hat acht Jahre lang an seinem Modell aus Lego-Steinen gebaut. Die bunte Kathedrale hat ein Geläut mit elf Glocken.
Wülfrath. Die bunten Steine aus Kunststoff pflastern praktisch den bisherigen Lebensweg des Wülfrathers Patrick Kosog. Schon als kleiner Junge hat ihn das Lego-Fieber gepackt. „Nur für eine kürzere Phase habe ich mit den Bausteinen mal nichts anfangen können, danach habe ich sie für mich neu entdeckt“, sagt er. Nicht als Spielzeug, sondern um architektonische Glanzlichter nachzubauen. Mit 23 Jahren hat Kosog sich jetzt seinen Kindheitstraum erfüllt. Nach acht Jahren Bauzeit steht der voll ausgestattete Kölner Dom im Maßstab 1:90 in seinem Zimmer.
Warum musste es ausgerechnet die mit gut 157 Metern dritthöchste Kathedrale der Welt, das Unesco-Weltkulturerbe im gotischen Baustil sein, das jährlich schätzungsweise sechs Millionen Touristen nach Köln lockt? „Ich wollte mich an etwas wirklich Großem versuchen“, sagt Patrick Kosog. Dass das Projekt kniffliger werden würde als die Dresdner Frauenkirche, die er auch schon nachgebildet hat, darüber war sich der Jugendliche schon im Klaren.
„Ich habe mir Grundrisse aus dem Internet und Fotos besorgt. Während des Baus habe ich auch mindestens viermal den Dom besucht“, erzählt der Lego-Baumeister. Der Grundstein wurde im November 2008 gelegt. Doch wie beim großen Vorbild bedurfte es mehrerer Anläufe, um das Modell zu vollenden. „Ein Jahr habe ich am ersten Dom gebaut. Der war aber nur halb so groß wie dieser“, sagt Kosog und schaut auf sein persönliches Meisterstück. Und weil ihm die farbliche Gestaltung viel zu unruhig erschien und die Proportionen nicht stimmten, riss er den Erstling ab und startete neu.
Zwar gleicht auch die jetzt fertiggestellte Kirche einem Pop-Art-Kunstwerk, aber die jeweils 1,75 Meter hohen Türme und das 1,60 Meter lange sowie 80 Zentimeter breite Schiff weisen nun größere Flächen in einheitlicher Farbgebung auf. „Die typische schwarz-graue Farbe des Doms nachzubilden, wäre zu teuer geworden“, erklärt Kosog. Wie viele Lego-Steine er verbaut hat, kann er nur schätzen. „250 000 sind es bestimmt.“ Das meiste Material erhielt er geschenkt, zum Geburtstag, zu Weihnachten, oder einfach so. „Mit circa 20 Mitgliedern sind wir eine große Familie. Wir brauchten nie zu überlegen, was wir ihm schenken“, sagt Mutter Heike.
Gut sechs weitere Jahre vergingen bis zur Fertigstellung des neuen Doms. „Auch dabei musste ich noch mehrfach umdenken. Die Türme habe ich dreimal neu gebaut, weil sie zu nah am Dach waren.“ Das geht für einen angehenden Vermessungstechniker, Kosog ist in der Ausbildung in Mettmann, natürlich gar nicht. Zudem zog sich der Innenausbau, mit Bodenornamenten, Altar, Chorgestühl und Bänken hin. Kosogs Dom kann mit elf Glocken läuten, hat Spieluhren und kann von innen und außen illuminiert werden.
Manchmal habe er auch ans Aufhören gedacht, gibt Patrick zu. Aber was macht ein genervter Baumeister? Er wendet sich anregenderen Projekten zu. Von Künstlerin Anke Dinkelbach lernte er das perspektivische Malen. Die Wände der elterlichen Wohnung zieren Ansichten von St. Bartholomä am Konigssee, aus dem Inneren des Peterdoms in Rom und vom 1985 abgerissenen Schloss Aprath. „Er wusste zwar, dass es hier einmal ein Schloss gab, aber nicht, wie es aussah. Da hat er von uns ein Buch mit Archivbildern bekommen“, sagt Heike Kosog. Und nach diesen Vorlagen entstanden nicht nur Gemälde. Das Lego-Fieber war neu entfacht. Mit 30 000 Steinen entstand der ehemalige Rittersitz samt Garten und benachbartem Saalbau 2013 neu. „Festlich erleuchtet ist er seither unsere Weihnachtsdeko im Wohnzimmer“, erklärt Mutter Heike. Für den Christbaum ist nur noch auf dem Balkon Platz. Bei der Dimension des auf Rollen gelagerten Domes können keine weiteren Bauwerke in Angriff genommen werden — vorerst!