Anlieger lehnen Umbenennung ab

Die SPD sprach vor Ort mit den Anwohnern der drei Straßen in Neviges, deren Namensgeber durch die NS-Zeit belastet sind.

Foto: Ulrich Bangert

Neviges. Die Anwohner des Agnes-Migel-Weges, des Ina-Seidel-Weges und des Hermann-Stehr-Weges möchten bei diesen Straßennamen bleiben. „Ich will Ina Seidel behalten, die hatte sogar das Bundesverdienstkreuz bekommen“, so eine Anwohnerin. „Wir möchten die Namen behalten, denn sonst muss ja alles geändert werden“, klagt eine Nachbarin, die ebenfalls ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Hans Plassman hat damit kein Problem und redet Klartext: „Wenn man alles ändern wollte, was mit Hitler zu tun hat, ginge dass in die Hunderttausende von Namen. Mir geht es nicht um die Politik, sondern um die Adressänderung mit allem, was da auf uns zukommt.“

Ein weiterer Anwohner, der gerade erst an den Wimmersberg gezogen ist und deshalb alle Dokumente geändert hat, möchte in Kürze nicht wieder alles erneuern. „Das ist Geschichte, es gibt eben auch diese negative Geschichte.“ Aufmerksamer Zuhörer waren gestern SPD-Fraktionsvorsitzender Rainer Hübinger und weitere Mitglieder seiner Partei, die sich im Rahmen von SPD vor Ort ein Stimmungsbild einholten, bevor die Entscheidung im Bezirksausschuss ansteht. „Wir tendieren dazu, eher keiner Umbenennung zuzustimmen, wie sie jetzt von der Piratenpartei und den Linken ins Gespräch gebracht wurde. Wir sehen die Kosten und die Mühen, die da auf die rund 140 Haushalte zukommen würden.“

Der SPD-Politiker räumt ein, dass seine Partei vor vier Jahren noch für eine Umbenennung der Straßen war, die an Schriftsteller des Dritten Reiches erinnern. Nun kann er sich mit dem Vorschlag der Verwaltung anfreunden, Zusatzschilder mit Informationen anbringen, die über die Verstrickungen der Personen mit dem NS-Regime aufklären. Inzwischen hat Rainer Hübinger die Gutachten gelesen, die von der Verwaltung zu den Dreien zusammengetragen wurden.

„Hermann Stehr kennt kaum jemand, bei Ina Seidel sieht es am schlechtesten aus, Willy Brandt hat als Wahlkämpfer sogar Agnes Miegel besucht“, muss er einräumen. Auch war seine Partei dabei, als die Namensnennung von der Stadt Neviges festgelegt wurde. „Anfang der 70er Jahre wurde einstimmig beschlossen, die Straßen am Wimmersberg so zu benennen, mit den Stimmen der SPD.“

Er findet, dass man sich mit einem Zusatzschild am Straßenrand bewusst mit den Personen auseinander setzen kann. „Eine Bürgerbefragung schien uns zu ungenau: Wen sollten wir befragen, die Bewohner der ganzen Stadt, des Ortsteil oder die Anwohner? Alle sehen das anders.“ Fraktionskollegin Brigitte Djuric findet, dass ein Zusatzschild ausreicht: „Vor fünf Jahren hätte ich nicht gewusst, wer Hermann Stehr war“, gibt sie zu. „Auf diesem Schild muss aber die Wahrheit stehen und kein Wischi-Waschi“, fordert Matthias Gohr. Da die CDU, Velbert anders und die UVB ebenfalls gegen eine Umbenennung sind, macht Hübinger den Betroffenen Hoffnung, dass die befürchtete Änderung der Straßennamen nicht kommen wird.