Flüchtlingsberater geben einen ersten Einblick
Reiner Schmidt und Kollegin Jessica Duschke-Wichelhaus sind seit März im Amt.
Wülfrath. Wenn Reiner Schmidt mit leuchtenden Augen seine Aufgabe als „tolle Arbeit“ beschreibt, nimmt man das dem langjährigen Mitarbeiter der Kinder- und Jugendförderung umgehend ab. Er teilt sich seit dem 1. März eine Vollzeitstelle in der neu geschaffenen Flüchtlingsberatung der Stadt mit der sozialpädagogischen Kollegin Jessica Duschke-Wichelhaus, die vorher in der ambulanten Familienhilfe tätig war. Beide berichteten jetzt im Sozialausschuss über ihre ersten Erfahrungen.
Von derzeit 229 Flüchtlingen sind 80 Prozent männlich, knapp 50 sind minderjährig, verteilen sich auf 24 Familien. 70 Menschen kommen aus den Balkanstaaten. Aus Syrien wurden zum 1. März 36 Personen mit sechs Kindern gezählt, aus den Nordafrika waren es 16, ausschließlich Männer. Bis über jeden einzelnen Antrag entschieden ist, verstreichen in der Regel 10,5 Monate.
„Wann geht mein Asylverfahren weiter?“ Das sei die häufigste Frage, die die Flüchtlingsberater zu hören bekämen, sagte Schmidt. Viele fänden bereits den Weg zu den Sprechstunden, die montags von 9 bis 12 Uhr und donnerstags von 13.30 bis 17 Uhr im Rathaus angeboten werden. Das Duo geht aber auch in Unterkünfte, Wohnungen, ins Café International. „Wir führen Erstgespräche und ebnen bürokratische Wege, begleiten, etwa wenn vor der Einschulung ein Besuch in Mettmann ansteht“, führte Schmidt aus. Auch mit Kritikern spricht er, zum Beispiel, wenn es um das Thema Mülltrennung geht. „Gibt es ein Problem, rufen Sie uns an, wir rufen jeden zurück und kümmern uns“, verspricht Schmidt. Mit Freude erfüllt ihn, „dass die Wülfrather keine ablehnende Haltung gegenüber Flüchtlingen haben.“
Jessica Duschke-Wichelhaus baut ein Netzwerk auf und pflegt es. Sie hält Kontakt zum Integration Point der Arbeitsagentur oder zur Handwerkskammer, damit die Flüchtlinge schnell mit Kursen beginnen können. „Das klappt sehr gut.“
„Und wie werden die Sprachbarrieren überwunden?“ lautete eine Frage aus dem Ausschuss. „Dafür haben wir ehrenamtliche Telefonjoker, es gibt einen Flüchtling, der sich nach achtmonatigen Deutsch-Kursen schon als Arabsich-Dolmetscher anbietet“, berichtete Schmidt. Auch das Übersetzungsprogramm einer Internet-Suchmaschine helfe oft schon weiter.
„Wir stehen am Anfang. Es wird noch ordentlich zu tun geben“, so Schmidt. Die Berater werden laut Dezernentin Michaele Berster mit 86 000 Euro aus der Flüchtlingspauschale finanziert. Beim Ratsbeschluss wurde bei 160 Flüchtlingen ein Beratungsbedarf von 60 Minuten pro Persoon und Monat zugrundegelegt. Jetzt gibt es viel mehr Flüchtlinge. Da die Pauschale auf 10 000 Euro pro Flüchtling und Jahr stark angehoben wurde, die Stadt für 2016 mit 2,3 Millionen Euro rechnet, muss es nicht bei einer Stelle bleiben.
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