Anprobe mit Kettenhemd
Ab dem 8. Juli dreht sich alles um „Eisen — der Stoff aus dem die Ritter sind“.
Velbert. Es duftet nach frisch gesägtem Holz. Latten und Bretter liegen übereinander gestapelt an der Wand. Eben noch im nüchternen Entrée des Forum Niederberg, jetzt nur noch einen Schritt vom Mittelalter entfernt: Hölzerne, gotische Spitzbögen sollen optisch den Besucher auf diese Zeitreise mitnehmen.
Noch ist diese Illusion nur eine Andeutung. „Mit Spachtelmasse und Farbe wird es bald anders aussehen“, versichert Johannes Vorberg, Mitarbeiter des Deutschen Schloss- und Beschlägemuseums in Velbert.
Er und seine Kollegin, die Volontärin Christine Hartung, haben in diesen Tagen alle Hände voll zu tun. Der Aufbau für die neue Sonderausstellung „Eisen — der Stoff aus dem die Ritter sind“ hat begonnen.
Noch erinnern die Ausstellungsflächen mehr an die Renovierung einer Wohnung. An den Wänden hängen zum Teil weiße Din A-Blätter mit geschriebenen Hinweisen, welches Exponat demnächst an dieser Stelle zu sehen sein wird. „Wir werden die Inszenierung für die Ausstellungsstücke liefern“, sagt Vorberg, ein gelernter Schiffbauer. Diese Kulisse, betont er, würden die Exponate hervorheben, „nicht überlagern“.
Dabei ist Initiative von den Museumsmitarbeitern gefragt. Denn: „Wir bauen die Ausstellung in Eigenregie auf“, betont Vorberg. Er kann sich dann auch auf die handwerklichen Fertigkeiten Christine Hartungs verlassen. Sie ist gelernte Tischlerin.
Ein halbes Jahr Vorlauf benötigt eine Sonderausstellung. „Die Idee für die Eisen-Ausstellung hatten wir bereits im vergangenen Jahr“, merkt Vorberg an.
In der Sommerausstellung wird zum Beispiel gezeigt, wie das Eisen im Mittelalter gewonnen und zu Waffen und anderen Gegenständen verarbeitet wurde, die einen Ritter schließlich ausmachen. Dazu wird das Museum auch einen Film produzieren, der die Vorgänge anschaulich darstellt. Zu sehen sind in der Schau Waffen, Helme und andere Gebrauchsmittel.
Schloss Burg, das Märkische Museum Burg Altena und das Deutsche Klingenmuseum Solingen haben Exponate zur Verfügung gestellt. In einer Mitmach-Abteilung können sich Besucher auch einmal ein Kettenhemd anziehen und einen Helm überstülpen.
Spannend wird ein weiterer Raum: Dort wird ein Modell der alten Tönisheider Höhenburg zu sehen sein. „Sie stammte wohl aus dem 11./12. Jahrhundert“, vermutet Vorberg. Heute zeugen in dem Waldstück noch Wälle von dem Bauwerk. „In den 1970er-Jahren ist ein wenig vor Ort geforscht worden“, fügt Hartung hinzu.
Wenige Gegenstände wurden gefunden: ein Bronzelöffel, Sporen, Ziegelsteine und Mörtel. Hinweise über die Größe der Anlage lieferten zudem Luftaufnahmen, die die Alliierten nach dem 2. Weltkrieg gemacht hatten. „Die Burg ist völlig unerforscht. Vielleicht gibt die Ausstellung der Anstoß dazu, mehr Licht ins Dunkel zu bringen“, orakelt Vorberg. Warum nicht?