Billiger Strom kommt an
250 Haushalte beziehen seit Juni ihre Energie über die Stadtwerke. Die Zahl soll sich erhöhen.
Wülfrath. „Das ist schon eine kleine Erfolgsgeschichte.“ sagt Ulrich Siepe bestimmt. Seit dem 1. Juni beziehen rund 250 Wülfrather Haushalte ihren Strom über die Stadtwerke Wülfrath.
Eine Zahl, die den Geschäftsführer zufriedenstellt: „Das ist ein guter Auftakt“, betont Siepe und ergänzt: „Es geht weiter. Wir werden die Zahl erhöhen.“ Gut möglich ist außerdem, dass die Stadtwerke Wülfrath die Zahl der Tarife weiter erhöht. Siepe: „Wie gesagt, wir sind erst am Anfang.“
Der demografische Wandel, der sinkende Haushaltszahlen mit sich bringt, der Wettbewerb auf dem Gasmarkt, geringere Absätze auch wegen effizienteren Technologien — es gibt mehrere Gründe, warum die Stadtwerke auf der Suche nach neuen Betätigungsfeldern sind.
„Die Nachfrage nach dem ersten Stromtarif der Stadtwerke ist groß, größer als die Zahl der abgeschlossenen Verträge“, sagt Siepe. Nicht alle, die zum 1. Juni das Angebot nutzen wollten, konnten dies auch tun. „Das liegt an langfristigen Verträgen, die die die Kunden abgeschlossen haben“, so der GWG-Chef.
Die Einführung des Stromtarifs sei aber nicht nur der Einstieg in einen für die Stadtwerke neuen Markt, „sondern auch eine Stimmungsabfrage: Wie kommt so was an?“ Die Resonanz belege, dass der Kurs der Stadttochter richtig liege.
Das hat wohl auch etwas mit dem dem Preis zu tun: Mit einem monatlichen Grundpreis von 7.50 Euro und einem Verbrauchspreis von 21,4 Cent je Kilowattstunde (inklusive Umsatzsteuer) unterbieten die Stadtwerke sogar das RWE, für das man nach wie vor als Dienstleister vor Ort tätig ist. Als Partner der Wülfrather fungieren übrigens die Stadtwerke Erkrath.
Für Siepe ist der Weg vorgezeichnet: „Es kann natürlich nicht bei einem einzigen Stromtarif bleiben.“ Die Kunden hätten unterschiedliche Ansprüche. „Darauf wollen wir nach und nach Rücksicht nehmen.“
Dass in der aktuellen Situation nach den Kraftwerks-Störfällen in Japan und dem Atomstrom-Moratorium in Deutschland das Thema Öko-Strom drängender als je zuvor ist, führt auch in der Stadtwerke-Zentrale dazu, dass „wir intensiv über einen Öko-Tarif nachdenken“.
Da wolle er aber auf Nummer sicher gehen, wie Siepe unterstreicht. „Wie viel Öko steckt in dem Strom, den wir anbieten können?“ Der Kunde habe ein berechtigtes Interesse daran, woher der Strom kommt, den er aus der Steckdose zapft.
Dass die Stadtwerke selbst Strom produzieren könnten, will Siepe nicht gänzlich ausschließen. Gerade die geplante Untersuchung für ein „energieautarkes Wülfrath“ könnte in dieser Frage Bewegung in die Debatte bringen.
„Dann wäre auch ein Winkraftrad, das die Stadtwerke betreiben, zu diskutieren. Warum nicht?“ Das sei aber ein ganz eigenes Thema, „und ein sensibles dazu“.