„Das Saxophon“ — ein Stück zum Thema Zivilcourage

Schüler diskutieren über das Wegsehen in Konflikt-Situationen.

Wülfrath. Mehr Aufklärung — weniger Theater: Im Rahmen der Neanderland-Biennale gastierte am Donnerstag das ReibeKuchenTheater Duisburg mit ihrem Stück „Das Saxophon“ in der Theodor-Heuss-Realschule — ein Stück über das Wegsehen.

Sascha Bauer und Martin Müllerhöltgen vom Kinder- und Jugendtheater machen das Silentium zu ihrer Bühne: Müllerhöltgen spielt Tommy, einen Saxophonisten. Sein Instrument wird Anlass für Streit.

Ein Pärchen setzt sich für ihn ein, doch selbst unternimmt er nichts, aus Angst um sein Saxophon. Das Pärchen endet schwer verletzt am Boden. Nun stellt sich die Frage: „Was hätte man tun können? Warum hat er nicht reagiert?“ Darum ging die folgende Diskussion.

Die Schüler legen ihre Schüchternheit bald ab. Ein reges Gespräch entsteht. Daran sind auch Polizeihauptkommissar Ulrich Kessler und Bezirksbeamter Werner Heth beteiligt. Sie geben bereitwillig Infos, wie man sich in solchen Stresssituation verhalten soll.

Ganz wichtig zum Beispiel: Schnell die Polizei informieren, „und dabei auch sagen, um was für eine Waffe es sich beim Angriff handelt, wie etwa ein Baseballschläger oder ein Messer“. Auch die Zahl der beteiligten Personen sei von Bedeutung.

Für Schauspieler Bauer ist klar, „dass man sich in jedem Fall einmischen muss und dazu am Besten auch andere Fahrgäste miteinbezieht. Dabei sollte man diese direkt ansprechen und genaue Anweisung geben“.

Müllerhöltgen hat außerdem eine Warnung parat: „Man sollte nicht den Fehler begehen, die Notbremse zu ziehen.“ Das solle nur in der Nähe einer Station geschehen, damit die Polizei schnell eingreifen könne.

Ein anderer Rat: Nachts sollten sich Jugendliche in der Bahn möglichst weit nach vorne setzen — in die Nähe des Fahrers. Außerdem sollten sie darauf achten, neben wem sie Platz nehmen. Müllerhöltgen: „Besser neben einem Paar, das gerade aus der Oper kommt, als neben grölender Fußballfans.“

Schulleiter Frieder Winterberg ist von den Vorschlägen und dem Stück begeistert: „Wir hatten unheimliches Glück, dass dieses Stück an unserer Schule aufgeführt werden konnte, denn es gab nur Fördermittel für eine der weiterführenden Schulen in Wülfrath. Ich finde das Stück hilfreich — auch für Erwachsene. Denn auch die haben oft Angst einzugreifen.“

Auch den Schülern gefällt das Theaterstück: „Ich fahre viel mit dem Bus. Ich denke, dass ich jetzt selbstbewusster mit solchen Situationen umgehe“, sagt Franziska Klaus (14). „Normalerweise reden Schauspieler in einer Aufführung nur untereinander, doch bei diesem Stück habe ich mich selbst total angesprochen gefühlt,“ lobt Corinna Brado (14). Und Monique Pfeffer (13) findet: „Ich fühle mich jetzt ermutigt, auch mal einzugreifen.“ Ein ganz ermutigender Vormittag also.