Auf der Vorburg ist der Frühling erwacht
Rund um das Hardenberger Schloss boten die Aussteller eine große Auswahl zum Thema Gärtnern.
Neviges. So richtig munter wollte der Frühling nicht werden. Zwar setzten rund um Hardenberger Schloss die ersten Narzissen gelbe Zeichen der aufblühenden Jahreszeit, doch die Besucher kamen in wärmender Winterkleidung zum Frühlingserwachen. „Ich bin froh, dass ich einen Ofen hier habe“, so Manuela Rainowski, die im im Innenhof der Vorburg Schmuck und anderes anbietet und das kühle Wetter für den zeitweisen schwachen Besucherstrom verantwortlich machte.
Zum Glück blieb es trocken am Wochenende, doch gegen richtiges Mistwetter mit Dauerregen kann man sich schützen. Nebenan stellte Dieter Spanier Kleidung aus Australien vor. „Diese Jacken sind absolut wasser- und winddicht. Der Hut ist Känguruleder, 100 Prozent wasserdicht, den kann man knautschen, wie man will, der kommt immer wieder in seine Form zurück.“ Frauen begeistern sich für so einen Kunsthandwerkermarkt, weil dort ausgefallener Schmuck angeboten wird, deren Herstellung gezeigt wird. So wie bei Sinah Well, die mit Hilfe einer 1000 Grad heißen Gasflamme Glasperlen dreht, die nach einer langen Abkühlungsphase zu verschiedenen Schmuckstücken verarbeitet werden. Eine Woche vor Ostern stehen Handarbeiten mit bunten Eiern, Hasen und Blumen hoch im Kurs. Mechthild Trondt lässt sich beim „Applizieren“ über die Schulter schauen, wie sie die österlichen Motive auf eine Tischdecke aufbringt. „Ich betreibe das nur als Hobby, das macht Spaß, und trotz der Kosten bleibt auch noch was übrig“, verrät die Essenerin.
Selbstverständlich gehören zu einem Frühlingsmarkt Blumen. Regina und Bernd Bolten haben es die Primeln der Sorte Eliator angetan, die besonders groß sind. „Hoffentlich nehmen es die kleinen Primeln zuhause nicht übel und stellen das Blühen ein, wenn ich jetzt daneben so angeberisch große Blumen setze“, scherzt die Duisburgerin. „Wir sind eigentlich wegen des Lakritz nach Neviges gekommen, denn das schmeckt uns immer so gut.“ Tatsächlich herrscht am Stand von Lars Frerk Braun zeitweise dichtes Gedränge. Neulinge probieren sich mit kleinen Stückchen durch das Sortiment der skandinavischen Süssholzprodukte.
Zitat aus der Erzählung Rip Van Winkle von Washington Irving
Kenner ordern gezielt ihren Bedarf, der teilweise gleich meterweise handlich aufgerollt in Tüten verpackt wird. Überraschende Geschmackserlebnisse warten auf die Besucher am Käsestand von Anke Gessner. „Dieser Käse ist in einem holländischen Bunker in gereift. Es ist ein Ziegenkäse, der aber wie Parmesan schmeckt.“ Daneben preist sie ein weiteres, festes Milcherzeugnis an, das aus einem Trappistenkloster kommt. „Der schmeckt sehr nussig, obwohl keine Nuss drin ist“, sagt sie und verrät das Geheimnis: „Die Mönche verfeinern den Käse mit einem Nusslikör, den sie regelmäßig auf der Rinde verreiben.“
Ausgesprochene Gartenfreunde fanden nicht gerade ein üppiges Angebot vor, aber die Aussteller boten schon besondere Sachen an ihren Ständen. Neben exklusivem Zierrat gab es Scheren und Messer, unentbehrlich für saubere Schnitte, um Blumen und Gehölze zum üppigen Wachstum anzutreiben. Die Pflänzchen am Stand von Armand Kremer haben das Austreiben noch vor sich, manchmal war in den Schalen nur ein Daumennagel großer Trieb zu erkennen, so bei den Mukdenias. „Das ist was für Pflanzen-Freaks, eine neue Züchtung aus den USA“, erklärt der Staudengärtner aus Würseln. „Die Blüte ist uninteressant, die Blätter sind von großem Zierwert, denn sie wechseln im Laufe des Sommers von grün zu rot.“ Doch der Renner war Rip Van Winkle: „Eine schöne gefüllte Narzisse, auch gut zum Verwildern geeignet, die bringt die Ostergefühle nach vorn.“