Bohrer suchen nach alten Stollen

Bevor südlich der von-Behring-Straße gebaut werden kann, muss das Erdreich überprüft werden.

Foto: Bahrmann

Langsam senkt sich der zehn Zentimeter starke, wasserumspülte Bohrer in den Boden der von-Behring-Straße. Mit einer Hydraulikbohrmaschine, die auf einem massiven Kettenfahrgestell montiert ist, führt Martin Wolf mit seinem Kollegen Dennis Voss insgesamt neun bis zu 36 Meter tiefe Erkundungsbohrungen im Straßenraum durch.

Wenn das Wasser, das aus dem Bohrloch quillt, plötzlich wegsackt, wenn Ziegelfragmente oder Schotter an die Oberfläche kommen oder der Bohrkopf ohne Widerstand in den Boden gleitet, könnte das auf einen alten Bergbauschacht oder -stollen deuten. „Bisher haben wir aber nichts gefunden“, berichtet Wolf. Der 52-jährige Dortmunder kennt sich aus: Vor seiner Zeit als Bohrgeräteführer hat er 20 Jahre unter Tage gearbeitet.

Auslöser der Aktion war die Aufstellung des Bebauungsplanes 840d (südliche von-Behring-Straße). Bei der verfahrensmäßig vorgeschriebenen Behördenbeteiligung informierte die für Bergbauangelegenheiten zuständige Bezirksregierung Arnsberg über die einstige Abbautätigkeit im Bereich des heutigen Wohngebietes, erläutert Stadtplaner Björn Leißner.

Dass in Velbert und Umgebung bis vor rund hundert Jahren Erze gefördert wurden, ist ein wenig in Vergessenheit geraten. Ortsbezeichnungen wie Bleiberg oder zahlreiche Dokumente zeugen bis heute vom Abbau. So besaßen die Hardenberger Herrscher das Verfügungsrecht an allen Bodenschätzen, und mit dem Mundloch des Clemensstollens, in dem um das Jahr 1900 Zinkblende abgebaut wurde, findet sich nur einen Steinwurf von Schloss Hardenberg entfernt ein bis heute sichtbares Bergbauzeugnis.

Wolfgang Schulz, Ingenieur bei den Technischen Betrieben

Zahlreiche Grubenanlagen gab es auch im Velberter Westen: In Birth und Losenburg war es laut Ralf-Ulrich Lütsch die Zeche Eisenberg, die von 1896 bis 1903 fast 3700 Tonnen Bleierz förderte. Ihre alten Schächte und Stollen reichen bis in das geplante Neubaugebiet.

Wo alter Bergbau bekannt ist, wird daher bei Bauvorhaben der Untergrund geprüft, gegebenenfalls verfüllt. An der von-Behring-Straße gab es laut Landesoberbergamt zudem Ungenauigkeiten bis zu 15 Meter bei der Lage der Gruben: „Auf dem Gelände und der angrenzenden Straße wurden daher Probebohrungen veranlasst“, erläuterte Wilfried Löbbert, Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung.

Ähnliche Maßnahmen gab oder gibt es bei Bauvorhaben am Nelkenweg, am Berg und auf dem derzeitigen Stadiongelände Sonnenblume. Die Bohrungen in der von-Behring-Straße selbst seien eine reine Vorsichtsmaßnahme, ergänzt Wolfgang Schulz, Ingenieur bei den Technischen Betrieben (TBV): „Damit soll festgestellt werden, ob Sicherungsmaßnahmen an der Straße erforderlich sind.“ Absenkungen habe es im Straßenbereich aber bisher nicht gegeben.