Bürgerbus: Abschied vom Fahrersitz
Drei ehrenamtliche Chauffeure des Bürgerbusses hören auf und erinnern sich an viele schöne Erlebnisse.
Neviges. Mehr als 570 000 Kilometer hat der Bürgerbus seit seiner ersten Fahrt im März 2001 zurückgelegt, transportierte seither mehr als 125 000 Passagiere. Als ehrenamtliche Fahrer hatten Werner Kliemschen, Karl-Uwe Schneider und Wolfgang Schneidewind, der zu den Chauffeuren der ersten Stunde zählt, ihren Anteil an dieser Strecke. Das Trio wurde jetzt beim Bürgerbusverein Neviges/Tönisheide aus dem aktiven Dienst verabschiedet. Neben dem Vorsitzenden Gunnar Rother dankte auch Peter Kokott, Betreuer des Bürgerbusvereins bei der WSW mobil GmbH, den scheidenden Fahrern für ihr Engagement.
Nicht leicht gefallen ist der Abschied Werner Kliemschen. Der 59-Jährige besaß als Berufskraftfahrer, der mit Lastzug und Reisebus zwischen Nordkap, Moskau und Portugal in ganz Europa auf Tour war, schon den obligatorischen Personenbeförderungsschein und reichlich Erfahrung, als er vor fünf Jahren nach Eintritt in den Frühruhestand zum Bürgerbusverein fand: „Da habe ich Neviges und viele Bewohner erst richtig kennengelernt. Als Fernfahrer war ich ja dauernd auf Achse.“ Neben dem guten Gefühl, noch gebraucht zu werden, verbindet Kliemschen, der den Dienst aus gesundheitlichen Gründen aufgibt, viele schöne Erlebnisse mit seinen Bürgerbuseinsätzen. Da gab es zum Beispiel vor Weihnachten selbst gebackene Plätzchen für die Fahrer. Man erfährt aber auch, was los ist im Wallfahrtsort, was die Menschen bewegt: „Der Bus ist die Nachrichtenbörse von Neviges“, sagt Kliemschen. Er wird den Fahrdienst vermissen.
Nach fünf Jahren als Fahrer will Karl-Uwe Schneider wegen anderer privater Engagements kürzer treten. Der ehemalige RWE-Abteilungsleiter ist Vorsitzender eines Flugsportvereins im Westerwald, zweiter Vorsitzender des Sauerländischen Gebirgsvereins und als Vorsitzender der Wählergemeinschaft SLB auch politisch aktiv: „Da bleibt nicht mehr viel Zeit“, sagt der 71-Jährige, der gern an die Einsätze hinter dem Steuer zurückdenkt.
Von Anfang an mit dem Bürgerbus verbunden war Wolfgang Schneidewind — zunächst als Vertreter des Bürgervereins Tönisheide bei der Gründung des Vereins, mit Beginn des Linienbetriebs als Fahrer und später zudem als Pressesprecher. Seit der ersten Schicht am 7. März 2001 übernahm der Tönisheider fast ohne Unterbrechungen die Tour an zwei Donnerstagen im Monat: „Jürgen Thomas und ich waren anfangs die einzigen, die am Markttag fahren wollten, weil das immer der turbulenteste Tag war.“
Der ehemalige Mitarbeiter des WZ-Marketings hatte auch die jährliche Auswertung der Fahrgastzahlen übernommen, kennt das Publikum im Bus — vor allem Stammgäste älteren Semesters: „Es hat sich ein tolles Vertrauensverhältnis zwischen Fahrgästen und Fahrern entwickelt“, so Schneidewinds Bilanz. Dazu trage zum Beispiel bei, dass die Fahrer bei Bedarf etwa beim Einsteigen helfen, selbst wenn die Tour dadurch mal länger dauert. Mit 75 Jahren hält Schneidewind indessen die Zeit für gekommen, Fahrdienst und Öffentlichkeitsarbeit an den Nagel zu hängen. Nicht ausgeschlossen, dass er und seine beiden Kollegen demnächst trotzdem wieder im Bürgerbus sitzen — dann aber als Passagiere, denn als ehemalige Fahrer haben sie lebenslang freie Fahrt.