Bundespolitik im Kreis Mettmann Sie hält Minister Cem Özdemir den Rücken frei

Mettmann/Wülfrath · Dass sie in Berlin ihre Herzensthemen Landwirtschaft und Ernährung beackern würde, war Ophelia Nick klar. Doch dann kam ein Angebot.

Ophelia Nick ist nun im Berliner Regierungsviertel tätig.

Foto: Fries, Stefan (frs)

Die Basisstation zur Erdung wird der Jubiläumsplatz in Mettmann. Handwerker renovieren gerade das künftige Wahlkreisbüro. Das Arbeitsgebiet schwebt im Berliner Regierungsorbit: Ophelia Nick, die grüne Bundestagskandidatin aus dem Nordkreis Mettmann (Wülfrath, Ratingen, Heiligenhaus und Velbert) ist nicht nur über die Grüne Landesliste in den Bundestag eingezogen. Nein. Dort hat sie gleich die nächste Stufe der Politikerinnen-Karriere gezündet und hält nun dem neuen Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir als Parlamentarische Staatssekretärin den Rücken frei. Der erste Eindruck: „Ich wusste, dass in Berlin viel gearbeitet wird. Aber in diesen Aktenbergen könnte man sich verlieren. Da ist es gut, eng an den Wahlkreis angebunden zu sein.“

Sie hat es nicht anders gewollt. Immer gab es in der Familie Verwandte mit Bauernhöfen. Das Ferienprogramm der Schülerin Ophelia Nick bestand aus früh aufstehen, ausmisten, die Tiere versorgen und wegarbeiten, was ansteht. „Eigentlich habe ich meine großen Ferien immer auf Bauernhöfen verbracht.“ Der Liebe zur Landwirtschaft tat das keinen Abbruch: „Am Ende der zehnten Klasse wollte ich die Schule abbrechen und auf einem Bauernhof anfangen.“ Ihre Mutter hielt dagegen: „Gute Idee, aber mache bitte erst Dein Abitur.“

Gesunde Landwirtschaft und Lebensmittel sind ihr wichtig

Zwei Themen liegen Nick besonders am Herzen. „Gesunde Landwirtschaft und gesunde Lebensmittel“, sagt sie. Ihre Familie beackert selbst eine kleine Landwirtschaft, mit Schafen, Hühnern und Hund. Aufgewachsen ist Ophelia Nick im Ruhrgebiet und lebt inzwischen in Wülfrath, wo sie sechs Jahre im Stadtrat aktiv war. Die promovierte Tierärztin ist spezialisiert auf Tierverhalten. So wundert es nicht, dass ihr das Tierwohl besonders am Herzen liegt. „Die verpflichtende Kennzeichnung von tierischen Produkten wird ein Hauptziel in Berlin sein“, sagt Ophelia Nick, „so dass jeder erkennen kann, aus welcher Tierhaltung das Produkt stammt.“ Das will die Parlamentarische Staatssekretärin Nick noch im ersten Regierungsjahr angehen.

Der zweite Schwerpunkt ist: gesunde Ernährung. Dass Menschen das Falsche und davon viel zuviel davon essen, macht sie krank und bringt sie um. Im Wahlkampf war der Zuckerkonsum der Kinder ein Beispiel. Elf Milliarden Euro muss die Solidargemeinschaft jährlich aufwenden, um die kaputten Zähne der Kids reparieren zu lassen.

Wie ist die 48-Jährige aus dem Kreis Mettmann als Grüne im Bundeslandwirtschaftsministerium aufgenommen worden? „Sehr gut. Die rund 1000 Mitarbeitenden sind überwiegend ausgewiesene Experten, die hart an ihren Themen arbeiten.“

Da wird Nick als promovierte Tierärztin ihr geballtes Wissen einbringen. „Parlamentarische Staatssekretäre vermitteln zwischen der Regierung und dem Parlament“, sagt sie. In den kommenden vier Jahren braucht es einen langen Atem. Den sollte Nick als Joggerin haben.

Als die Ampel-Parteien den Koalitionsvertrag ausarbeiteten, hat Ophelia Nick von der Seitenlinie aus mitgearbeitet, wie sie sagt. Will heißen: Sie war in keiner Arbeitsgruppe, aber ihr Fachwissens war gefragt. Dann wurde donnerstags über die grünen Minister entschieden.

Und am Dienstag darauf war klar: Sie bekommt das Amt der Staatssekretärin. „Mama, wenn es einfach wäre, hättest Du es nicht gemacht“, kommentierte der jüngste ihrer vier Söhne.

Parteiübergreifend peilen die aus dem Kreis Mettmann stammenden Bundestagsabgeordneten eine „Fraktion Kreis Mettmann“ an. Schaden kann so eine starke Stimme in der Bundeshauptstadt nicht.