Bunker lockt am Tag des Denkmals
Mehr als 1200 Neugierige besuchen den ehemaligen Leitstand der Scheinanlage auf dem Rottberg.
Velbert. Wer am Tag des offenen Denkmales den Leitstand-Bunker des Velberter Scheindorfes am Rottberg besichtigen wollte, musste Geduld mitbringen. Wie im Vorjahr zählte die Arbeitsgruppe Niederberg der ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger mehr als 1200 Besucher. Neben etlichen Velbertern kamen auch viele auswärtige Gäste zu dem Relikt aus unfriedlichen Zeiten, das inzwischen eingetragenes Baudenkmal ist.
Etwa zehn Kilometer von der Kruppschen Gussstahlfabrik in Essen entfernt war im Zweiten Weltkrieg am Stadtrand von Velbert eine Attrappe der Industrieanlage mit Fabrikhallen, Schornstein mit Dampfschwaden und einer Eisenbahn errichtet worden, um Bombenangriffe von der echten Anlage abzulenken.
„Von 1941 bis 1943 ist das auch gelungen“, sagt Jürgen Lohbeck, ehrenamtlicher Denkmalpfleger und Autor eines Buches über die Nachtscheinanlage. Weil der Eigentümer des Grundstückes, ein Landwirt, die britischen Besatzer nach dem Krieg überzeugen konnte, dass er den Bunker für landwirtschaftlichen Zwecke benötige, entging dieser der Sprengung und zählt heute zu den wenigen Scheinanlagen, die erhalten blieben.
Vor der Besichtigung empfahl sich eine Einführung, die Josef Niedworok in einem Zelt neben dem Bunker anbot. Danach ging es — meist mit Wartezeit verbunden — in den Leitstand, der mit einem Bunkerofen der Organisation Todt, Feuerlöscheimer und Feldfernsprecher an seinen ursprünglichen Zustand erinnerte. Lange, schmale, mit Stahlschotten verschließbare Schlitze erlaubten die Sicht über das Gelände.
Hier berichtete Sven Polkläser den Aufbau des Leitstandes, die Aufgaben der Besatzung und den Bombenkrieg. Um den Schein zu wahren, gab es große Wannen, um die Bomber mit „Erfolgsfeuern“ zu täuschen, und auch die benachbarte Flak schoss, als handelte es sich um eine echte Fabrik.
„Man kennt diese Geschichten sonst nur aus den Erzählungen der Großeltern“, meinte der 38-jährige Velberter Tobias Cardenäo sichtlich beeindruckt. Ulrich Overhamm besichtigte die Anlage mit Ehefrau Heike und Sohn Philipp: „Wir wollten uns den Bunker einfach mal ansehen“, erläuterte der 51-jährige Velberter. „Das ist schließlich auch ein Stück meiner Geschichte“, ergänzte der 26-jährige Junior, „und wo kann man eine solche Anlage heute noch besichtigen?“