Velbert Das „Essen auf Rädern“ der Awo hungert langsam aus

Velbert. · Arbeiterwohlfahrt in Velbert sieht den Dienst bedroht, weil es immer weniger Nutzer gibt – vor allem in Neviges.

Ute Schäfer-Mitze macht es Spaß, für die Arbeiterwohlfahrt in Neviges das Essen auf Rädern zu liefern.

Foto: Ulrich Bangert

„Das ,Essen auf Rädern’ ist eine tolle Sache“, sagt Ilona Wallberg. Die stellvertretende Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Velbert griff auf diesen Service zurück, als sie sich im April den Knöchel gebrochen hatte. „Kochen war ein Problem, ich konnte nicht lange in der Küche stehen. Da habe ich mir meine Mahlzeiten bringen lassen, naheliegenderweise durch die Awo, die seit 50 Jahren diesen Service anbietet.“

Neben dem Wohlfahrtsverband bringen inzwischen weitere kommerzielle Caterer und Tiefkühlunternehmen verzehrfertige Mahlzeiten ins Haus zu Menschen jeden Alters, die aus verschiedenen Gründen sich nicht an den Herd stellen können. Auch die Bergische Diakonie hatte „Essen auf Rädern“ im Angebot, stellte diesen Service vor einigen Monaten aber ein. Nun macht sich auch die Awo Velbert Gedanken, ob sich dieses Angebot aufrecht erhalten bleiben kann, eben weil die Nachfrage merklich nachlässt.

„Vor allen in Langenberg und Neviges haben wir immer weniger Kunden. Ein Trend, der sich in diesem Jahr eingestellt hat“, bemerkt Ilona Wallberg, die inzwischen auch die Verantwortung für den Awo-Stadtteiltreff Neviges übernommen hat, nachdem im vergangenen Jahr ihr Mann Hans-Jürgen starb, der diese Aufgabe inne hatte. „Es ist nun mal so, dass Leute ins Altersheim gehen oder leider sterben, früher hatte sich das immer wieder ausgeglichen, indem neue Kunden dazukamen“, so die Vize-Vorsitzende der Velberter Awo.

Eine Mitgliedschaft ist nicht
nötig, um den Service zu nutzen

Sie betont, dass man nicht Mitglied der Arbeiterwohlfahrt sein muss, um den Essensdienst zu nutzen, was im Übrigen auf alle Angebote der Awo zutrifft. „Wir hatten mal mehr als 1000 Menüs im Monat, es wäre gut, wenn wir wieder mehr Touren hätten, damit sich das Ganze rechnet.“ Früher war das Ausliefern der Menüs eine Aufgabe von Zivildienstleistenden. „Inzwischen sind das Rentner, die sich gern etwas dazu verdienen vermöchten“, so Ilona Wallberg. Sie macht auf die große soziale Bedeutung der Fahrer aufmerksam: „Das Schwätzchen bei der Übergabe ist ein wichtiges Beiwerk. Und häufig sind es die Lieferanten, die Menschen in Notsituationen auffinden und eingreifen.“

Ute Schäfer-Mitze ist so eine freundliche Mahlzeiten-Bringerin: „Es macht mir Spaß, die Leute freuen sich, wenn wir kommen.“ Sie weiß auch, welche Speisen besonders gut ankommen: „Wenn es Hirschgulasch gibt, dann rappelt es. Aber auch Eintöpfe, Cevapcici und der Heringsstipp am Freitag sind begehrt. Manches schmeckt gelegentlich ein bisschen fad, dann würzen die Gäste nach. Gut kommen auch die jahreszeitlichen Spezialitäten an, die Gans zu Sankt Martin.“

Ilona Wallberg hatte ja nun auch ihre Erfahrungen mit dem Mahlzeiten gemacht. „Das hat mit einem Krankenhaus-Essen gar nichts zu tun. Die Speisen werden im Cook-and-Chill-Verfahren gekocht und werden in der Mikrowelle oder dem Herd erwärmt.“ Bei dieser Methode werden die warmen Speisenkomponenten auf herkömmliche Weise zubereitet und gegart und innerhalb von 90 Minuten auf eine Temperatur von unter vier Grad gekühlt. Bei ununterbrochener Kühlkette sind die Gerichte bis zu vier Tage ohne Qualitätsverlust lagerfähig.