Depression: Wenn alles nur noch grau ist

Fliedner-Klinik: Speziell für alte Menschen hat das Krankenhaus eine neue Therapie gegen Depression entwickelt.

Lintorf. Im Grunde gibt es zwei schwierige Phasen im Leben: erwachsen werden und alt werden. Und oft gehen diese Lebensabschnitte mit Depressionen einher. Während die bei Jugendlichen meist gut behandelt werden, hapert es häufig bei der Therapie alter Menschen. "Wir haben sie oft behandelt wie junge Menschen, dabei haben Ältere ganz andere Bedürfnisse", weiß Dr. Michael Schifferdecker, Leitender Arzt im Fliedner-Krankenhaus. Deshalb hat seine Klinik jetzt ein spezielles Therapieangebot für alte Menschen entwickelt.

Auslöser für Depressionen im Alter gibt es viele - es sind vor allem Verluste: Verlust des Berufes im Ruhestand, Verlust der Familie, wenn die Kinder aus dem Haus sind, Verlust von Aufgaben und Beschäftigungen, Verlust von Freunden oder gar des Ehepartners durch Tod. Außerdem gilt das Alter selbst als Hauptgrund für Depressionen: die Auseinandersetzung mit der eigenen Hinfälligkeit, Angst vor Demenz und dem Tod.

Wann ist Depression eine Krankheit, wann nur eine Gemütsverstimmung? "Krankheit fängt dann an, wenn man leidet, wenn es mehr als eines Tageserscheinung ist", definiert der Arzt. Nach internationalen Studien werden in 20 Jahren Depressionen an erster Stelle der Krankheiten stehen, noch vor Krebs und Herzerkrankungen - mit fatalen Folgen: Bei Depressionen besteht akute Suizidgefahr. Bei Männern nimmt sie im hohen Alter besonders dramatisch zu.

Definition Wenn die Freude am Leben und der Sinn des Lebens verloren geht.

Symptome Hinweise auf eine Depression geben vor allem Wörter, die mit "-losigkeit" enden: Lustlosigkeit, Antriebslosigkeit. . .

Krankheit Depression ist eine Krankheit, auch wenn sie oft als Verhaltensstörung angesehen wird. Und als Krankheit bedarf sie einer medizinischen Versorgung. Sätze wie "reiß’ dich zusammen" sind weder hilfreich noch ratsam.

Verbreitung Jede vierte Frau und jeder achte Mann leidet in seinem Leben einmal unter Depressionen. Das Risiko zu erkranken, nimmt für junge Menschen inzwischen dramatisch an. Die Suizidgefahr steigt im Alter deutlich an, extrem bei Männern.