Wülfrath Vom Brecher bleibt nur ein Haufen Schutt

Wülfrath. · Rund 40 Jahre lang zerkleinerte die Anlage Prangenhaus Kalkstein. Jetzt wurde die Ruine abgerissen.

 Vom Aussichtspunkt auf dem Gelände des Kalkwerks waren die Abbrucharbeiten gut zu verfolgen.

Vom Aussichtspunkt auf dem Gelände des Kalkwerks waren die Abbrucharbeiten gut zu verfolgen.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Jahrzehntelang hat der Brecher von Prangenhaus große Gesteinsbrocken zerkleinert. Zu sehen war das zwar nicht, denn das passierte alles im Inneren des rund 70 Meter hohen Turms. Aber zu hören war das Getöse stets sehr gut. Jetzt ist der bereits lange Zeit stillgelegte Brecher selbst nur noch ein Steinhaufen. Eine Erinnerung an ein Wahrzeichen.

Karl Padurschel blickt etwas wehmütig von der Flanderbacher Straße auf die Überbleibsel des Betonkolosses. „Das war ein Stück Wahrzeichen von Wülfrath“, erklärt der ehemalige Mitarbeiter des Kalkwerks Flandersbach. „30 Jahre war ich für die Produktion von Fertigstoffen verantwortlich, habe die erste und die letzte Tonne für Wülframix produziert. Der Schriftzug auf dem Brecher hatte immer noch an Wülframix erinnert.“

Doch der Schriftzug „Wülframix“ war es auch, der den Abrissarbeiten als erstes zum Opfer fiel. Ende Juli hatten der Abbruch der Ruine schließlich begonnen. Über mehrere Wochen schrumpfte das alte Gebäude, wurde immer kleiner, bis es schließlich zusammenbrach. Viele Wülfrather hatten dieses Schauspiel von der Flandersbacher Straße aus verfolgt – nicht ohne Abschiedsschmerz. „Der Abriss passiert aus verkehrstechnischen Gründen“, erklärt Christian Zöller, Leiter Politik- und Bürgerdialog bei Lhoist. „Es handelt sich um ein baufälliges Gebäude, etwa zwei weitere müssen in den kommenden Wochen auf diesem Areal zurückgebaut werden.“

Karl Padurschel war 41 Jahre lang bei Rheinkalk beschäftigt, machte dort seine Ausbildung zum Industriemeister, seit zwei Jahren ist er Vorsitzender des Kalk-Pensionärsvereins. Während seiner Lehre durfte er zwei Monate lang auch die Arbeit auf dem Brecher kennenlernen. „Soweit ist weiß, ist der Brecher in Prangenhaus den 1930er Jahren errichtet worden, vermutlich 1939 wurde er fertiggestellt“, erläutert der 80-Jährige.

Doch was war eigentlich die Aufgabe solch eines Brechers? Laut Padurschel gab es dort insgesamt drei Brecher, die für die Zerkleinerung des Kalksteins verwendet wurden. Damals waren die großen Gesteinsbrocken noch mittels einer kleinen Dampflokomotive, die mehrere Loren hinter sich zog, befördert worden. Bei den sogenannten Loren handelt es sich um Transportwagen. Mittels eines Schrägaufzugs, den man allerdings nicht von der Flandersbacher Straße aus sehen konnte, sondern nur, wenn man sich auf dem Werksgelände befindet, wurden die Waggons dann nach oben transportiert. „Im sogenannten Brechermaul wurde der Kalkstein dann zerkleinert“, erinnert sich Padurschel. Nachdem das Mahlwerk die Steine zerkleinert, wurden sie zur Weiterverarbeitung im Werk befördert. Später kam dann zu dem Backenbrecher im Bruch Prangenhaus ein sogenannter Kieselbrecher hinzu. Der Transport verlagerte sich dann mehr und mehr von der Schiene zur Achse - vollautomatische Gasschachtöfen verdrängten die in den himmelragenden Ringöfen. Diese Entwicklung läutete auch das Ende des nun abgerissenen Brechers ein. Nach etwa 40 Jahren Dienstzeit war Schluss, 1979 wurde er stillgelegt. Mit der Ruine ist nun ein Überbleibsel an diese Zeit verschwunden.