Wülfrath Neue Energie im Kampf um Klimaschutz

Wülfrath · Die Grünen loben die Bewegung „Fridays for Future“, freuen sich, ihre Klimaziele durchgebracht zu haben, wollen keine Megabaustelle in Düssel und fordern ein Umdenken von Lhoist.

Thomas May und Stephan Mrstik (r.) sehen die Regionalplanänderung kritisch.

Foto: Andreas Reiter

. Die Themenliste der Grünen ist lang. Fraktionsvorsitzender Stephan Mrstik und Ortsverbandsvorsitzender Thomas May zeigen im WZ-Sommergespräch die aktuellen Schwerpunkte auf. Ganz oben steht der Klimaschutz. „Die Bewegung ,Fridays for Future’ (FFF) hat das Thema öffentlich in Wülfrath angestoßen, neue Energie dafür erzeugt“, lobt Stephan Mrstik.

„Wir freuen uns und sehen, dass die Klimaziele, die wir in den Rat eingebracht haben, tatsächlich nach guter, sachlicher Diskussion mit den anderen Parteien und der Verwaltung so verabschiedet wurden“, sagt der Fraktionsvorsitzende der Grünen. Dies sei ein Paradebeispiel dafür, wie öffentlicher Druck zu schnellen Einigungen führen kann. Ohne FFF hätte dies nicht funktioniert. „Das war eine Sternstunde für außerparlamentarische Demokratie von jungen Bürgern, die sich endlich wieder engagieren“, so die Einschätzung von Stephan Mrstik.

Mit dem Thema Klimaschutz sind die Grünen freilich schon viel länger befasst, bekamen aber für ihre Vorschläge nicht die nötige Mehrheit in der Politik. „Wer die Probleme mit CO2 immer noch nicht begriffen hat…“ Thomas May lässt diesen Satz unvollendet und hofft, dass dies bald der Vergangenheit angehört. FFF erinnert ihn „von der Motivation her“ an die Friedensbewegung (aus der die Grünen hervorgegangen sind). Der Vorteil der heutigen Bewegung sei die große mediale Aufmerksamkeit, die es zu Zeiten der Friedensbewegung so nicht gegeben hat.

„Wir hören immer den Ruf, wir dürfen die jetzige Generation nicht überbelasten,“ so Stephan Mrstik. Viele hätten die Dimension noch nicht verstanden. „Wenn wir zur Bewahrung unseres Wohlstandes über unsere Verhältnisse leben, ist das für nachfolgende Generationen nicht akzeptabel. Wir müssen die Ressourcen so nutzen, dass die nachfolgende Generationen gut leben können.“

Die Agenda 22 plus tragen die Grünen mit. Besonders Bauen sei dabei ein wichtiger Baustein. „Doch die Forderung wir müssen jetzt wachsen, um mehr Einkommensteuereinnahmen zu bekommen“, ist uns zu dominierend, erklärt der Fraktionschef. „Wir haben ein Einnahmenproblem, nicht ein Ausgabenproblem und möchten vorrangig Wülfrath als lebenswerte Stadt erhalten“, sagt Stephan Mrstik. Der Wille zum Wachsen habe daher seine Grenzen. „Der Regionalplan spielt kleine, unterfinanzierte Kommunen gegen große Metropolen wie Düsseldorf aus.“ Weil Wülfrath das Wasser bis zum Hals stehe, solle die Stadt ihre wertvollsten natürlichen Ressourcen für die Bebauung freigeben, damit Metropolen wie Düsseldorf wirtschaftlich gestärkt werden.

Wülfrath habe in den Jahren zwischen 1997 und 2002 sehr viel Wohnraum geschaffen, wie zum Beispiel am Flehenberg und in Wülfrath-Süd. Dies habe aber die strukturellen Probleme nicht gelöst. „Wir können nicht alle 20 Jahre solche Baugebiete auf die grüne Wiese stellen“, meint Stephan Mrstik. Auch die Finanzierung solcher Vorhaben sei nicht ohne Risiko für die Kommune. Mit Blick auf die aktuelle Diskussion um Bauland in Düssel sagt er: „Wir sehen im Moment keinen Bedarf und keine Notwendigkeit dafür.“ Man habe bereits viele Baulücken, ergänzt Thomas May und nennt den Sportplatz Düssel, das Düsseler Tor, die Kölnische Landstraße und das Bunkergelände. Das Fazit von Stephan Mrstik: „Wir wollen und brauchen keine Verdoppelung von Düssel.“

In Bezug auf die Schaffung von Gewerbegebieten sehen die Grünen auch Lhoist in der Pflicht und kritisieren die Vorstellung des Unternehmens, keine Flächen zu verkaufen. „Gewerbeflächen als Pachtgebiete? Da baut doch keiner etwas hin“, sagt Thomas May. Dieses „Null-Entgegenkommen“ ärgert ihn. Die Stadt sei in der Vergangenheit immer ein wohlwollender Partner von Lhoist gewesen. „Bei aller Wertschätzung für das Unternehmen, die Waage der Interessen soll gleich ausgerichtet sein“, so Stephan Mrstik. Die Wirtschaftspolitik und Flächenvermarktung sei eine „verdammt schwierige Aufgabe“. Stephan Mrstik meint aber, eine „gewisse Ratlosigkeit in der Verwaltungsspitze“ zu erkennen. „Da fällt es uns ehrenamtlichen Politikern schwer, nachhaltige, strategische Lösungen zu finden“, sagt der Fraktionsvorsitzende.

Positiv verliefen dagegen die von den Grünen initiierten Gespräche mit CDU und SPD, das Radwegenetz deutlich zu verbessern, berichtet Thomas May. „Ein Konzept wird gerade erarbeitet, ein Antrag wird folgen“, sagt er – der eine Mehrheit finden wird. Auch eine Rückkehr der VHS in das ehemalige Gebäude können sich die Grünen vorstellen. „Wenn die Förderung optimal und der Bedarf vorhanden ist.“

Wie steht es um einen Kandidaten für die Bürgermeisterwahl im kommenden Jahr? „Wir diskutieren noch. Alles ist offen. Weder ob, noch welche Person antreten würde“, sagt Stephan Mrstik abschließend.