Fridays for Future 700 Teilnehmer bei „Fridays“-Demo

Neuss. · Mit einem Sternmarsch hat die Bewegung „Fridays for Future“ in Neuss für eine nachhaltige Klimapolitik demonstriert.

„Einen Planeten B gibt es nicht“, so lautet ein Plakat-Slogan der „Fridays for Future“-Bewegung in Neuss.

Foto: Andreas Woitschützke

„Streik in der Schule. Streik in der Fabrik. Das ist unsere Antwort auf eure Politik“, schallt es durch die Neusser Innenstadt. Plakate mit Slogans wie „Braucht ihr Nachhilfe von euren Enkeln?“ oder „Advent, Advent, die Erde brennt“, tragen sie vor sich her, die Demonstranten der „Fridays fur Future“-Bewegung, die zum Tag der Zeugnisvergabe ein letztes Mal vor den Sommerferien protestieren.

Die erwarteten 4000 Demonstranten sind trotz Unterstützung aus 15 Ortsgruppen und 25 Partnerorganisationen allerdings nicht zusammen gekommen. So starten nur rund 500 Protestierende vom Neusser Hauptbahnhof; vom Düsseldorfer Südfriedhof sind es nach Polizeiangaben 700 Teilnehmer. Mit-Organisator David Fister aus Neuss spricht jedoch davon, dass so viele Leute noch nie in Neuss bei einer Fridays-Demo da gewesen seien. Er deutet es als Zeichen, dass es den Jugendlichen nicht aufs Schule-Schwänzen ankomme.

Am Rheinpark-Center treffen dann beide Gruppen aufeinander. Nach Angaben der Polizei ist die gesamte Demonstration friedlich verlaufen. Auch einige berühmte Gesichter zeigen sich: So nimmt neben einer großen Pappmaschee-Skulptur von Greta Thunberg auch der Naturführer Michael Zobel, der maßgeblich die Großdemonstration am Hambacher Forst mit organisiert hatte, am Protestmarsch teil.

Satiriker Martin Sonneborn
verteilte Entschuldigungszettel

An den Rheinwiesen steht dann auch der Politiker und Satiriker Martin Sonneborn auf der Bühne. Er hat Entschuldigungszettel für die Schüler mitgebracht. Auf ihnen steht, dass das Fehlen der Schüler nicht böse gemeint sei und falls die Schüler damit Gefühle verletzt haben sollten: „Sorry!“ Dem Schüler sei unwohl gewesen. Allerdings nicht bei dem Gedanken an seine Zukunft, in einer verseuchten Welt, sondern einfach nur so.

Auch Landrat Hans-Jürgen Petrauschke ist der Einladung der Organisatoren gefolgt und spricht auf der Kreuzung, auf der sich beide Gruppen treffen zu den Demonstranten. Ihn freue, dass sich junge Menschen engagieren, aber gleichwohl verweist er darauf, dass Klimaschutz auch mit der Wirtschaft in Einklang gebracht werden müsse. Beim Publikum erntet er dafür keine Zustimmung – im Gegensatz zu Bürgermeister Reiner Breuer, der sich bereits vor dem Neusser Rathaus an die Demonstranten wendet. Er beteuert, dass er die jungen Protestierenden sehr ernst nehme und kündigt ein Neusser Klima-Camp am 7. September an, bei dem 50 Schüler ihre Ideen zum Thema Nachhaltigkeit sammeln können. Anschließend sollen die Ideen dem Hauptausschuss der Stadt vorgestellt werden. Stephan Thönnessen, der die Demo in Neuss maßgeblich organisiert hat, würdigt das Handeln des Bürgermeisters als „nicht selbstverständlich“. Beispielsweise habe Henriette Reker als Kölner Bürgermeisterin den Dialog mit der „Fridays for Future“-Bewegung bisher nicht gesucht.

Die anwesenden Schüler wollen jedoch nichts mehr, als ernst genommen werden. „Wir freuen uns nicht mehr über Hitzefrei“, sagt ein Schüler und wahrscheinlich trifft der Songtext der Band „Die Ärzte“ –, der auf der Demo laut und mehrfach gespielt wird – am besten auf das zu, was die Anwesenden hier bewegt: „Es ist nicht deine Schuld, wenn die Welt ist wie sie ist. Es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt.“