Der lange Weg zum Anger-Markt
2007 gab es das erste Modell für ein Einkaufszentrum, entworfen von einem Stararchitekten. Es sah die Kombination mit einer Mehrzweckhalle vor — und ging baden. Realisiert wurde schließlich ein Funktionsbau.
Wülfrath. Nein, der Anger-Markt ist kein architektonisches Wunder. Das Einkaufszentrum, in dem mit Takko, Rossmann, Ernstings Family und dem Friseur heute die Mehrzahl der Ladenlokale eröffnet, ist vielmehr das Ergebnis der zuvor gescheiterten Planungen.
2007 ging der Hamburger Investor Ansorg als Gewinner aus einem kleinen Wettbewerb hervor. Für ihn hatte Stararchitekt Hadi Teherani (er entwarf unter anderem den Bahnhof am Frankfurter Flughafen) einen Mix aus Shoppen, Wohntürmen sowie einer neuen Mehrzweckhalle geschaffen. Die Umsetzung scheiterte daran, dass es damals im Rat keine Mehrheit für den Abriss der Stadthalle gab. Aber auch der Versuch, einen Betreiber für die Mehrzweckhalle zu finden, schien ein aussichtsloses Unterfangen.
2009 ging die Bietergemeinschaft Pe-Ma-Re als Sieger einer europaweiten Ausschreibung hervor: Handel, Mehrgenerationenwohnen, Dienstleistungen sollten einstehen — bei Erhalt der Stadthalle! Was die damalige Bürgermeisterin Barbara Lorenz-Allendorff als „historischen Tag“ wertete, ging rund ein Jahr später als eine historische Pleite in die Geschichtsbücher ein. Das Projekt rechnete sich nicht, vor allen Dingen die hinlänglich bekannten schwierigen Bodenverhältnisse hatte der Investor außer Acht gelassen — und gab schließlich auf.
Statt eines neuerlichen Wettbewerbs oder einer neuen Ausschreibung begab sich sie Stadt unter GWG-Federführung auf die konkrete Suche — wohl wissend, dass es darum ging, endlich eine realisierbare Lösung vorzulegen. In diesem Prozess wurde schließlich auch die Stadthalle aufgegeben. Und: Funktion vor preisgekrönter Architektenleistung wurde verfolgt. Ein Scheitern der Suche musste verhindert werden, weil das der Qualität des Standorts nach zwei Fehlschlägen weiter geschadet hätte.
In München wurde man fündig bei Focus Real Estate. Architekten brachten zunächst einen nicht mehrheitsfähigen Entwurf für die sogenannten Goethe-Terrassen ein. Die ersten Pläne für den heutigen Anger-Markt bestätigten danach die Zweifler. Schlicht, eine unattraktive Fassade — es hagelte Kritik.
Aber mit dem Baufortschritt wurde diese leiser. 14 Millionen Euro wurden investiert — auch in die Auflockerung der Optik mit mehr Glas, unterschiedliche Materialien und Vorsprüngen. Nein, der Anger-Markt ist kein architektonisches Wunder, aber auch nicht das von vielen befürchtete Betonungetüm. „Ich bin schon der Ansicht, dass die Ansicht ganz schön geworden ist“, findet Investor-Vertreter Ulrich Frericks.
Aber Architektenpreise soll der Anger-Markt auch nicht einheimsen. Er soll die Einkaufsvielfalt in der Innenstadt einer 22 000-Einwohner-Gemeinde erweitern und sichern. Und das tut der Anger-Markt. Er wird — das dürfte mittlerweile niemand mehr bezweifeln — mehr Kunden in die City locken. Da liegt es auch an den anderen Händlern, diese für sich zu interessieren und dann auch zu gewinnen. Ja, an der Goethestraße ist ein Magnet entstanden. Dieser muss nun darüber hinaus genutzt werden. Da sind Unternehmer wie Kunden gefragt.