Der Wülfrather Rat ist auf Schmusekurs
Bürgermeisterin Claudia Panke sucht sich nach Bedarf ihre Mehrheit.
Wülfrath. Jetzt ist Herzlichkeit in der Politik nicht unbedingt an der Tagesordnung, doch die momentanen Schmuse- und Streicheleinheiten quer durch den Wülfrather Rat können angesichts der Intensität schon irritieren. Viele wollen mit manchen Mehrheiten bilden.
Da finden sich seit der Wahl des neuen Rates Ende Mai neue Konstellationen, die sich künftig als tragfähig erweisen sollen. Bürgermeisterin Claudia Panke hat dabei immer mehr Optionen offen. 2009 von der Wülfrather Gruppe (WG) sechs Wochen vor der Wahl aus dem Hut gezaubert, suchte sie sich Thema für Thema die nötigen Mehrheiten.
Der politische Rückhalt durch ihre WG war nicht immer felsenfest, so dass sie sich immer öfter nach Alternativen umschaute. Von Fall zu Fall eben.
Die CDU bewegte sich schon vor der Wahl auf sie zu, unterstützte ihre Wiederwahl und Parteichef Andreas Seidler lockte: „Wenn Sie mit uns gestalten wollen, werden wir Ihnen die Mehrheiten beschaffen.“
Panke kann gar nicht so schnell schauen, wie sie von den Christdemokarten umarmt wurde.
Die SPD findet nach Jahren des Sparens Bündnispartner im Rat dafür, „dass wir uns nicht totsparen dürfen.“ CDU und SPD, eine große Koalition, das gefällt der Bürgermeisterin und Panke setzt nun immer mehr auf die beiden stärksten Parteien. Der einzige, der den Schmusekurs der Drei stört, ist Wolfgang Peetz. Als Kämmerer vor sieben Jahren abgewählt, wutentbrannt aus der SPD geflüchtet, keilt immer mehr aus.
Bei der Neubesetzung der Ausschüsse warf er der CDU Postengeschacher vor. Der christdemokratischen Riege fielen reihenweise die Kinnladen herunter. Wenn’s Tischtuch zwischen ihnen vorher schon nicht intakt war, nun ist’s endgültig zerschnitten. Die WG mit ihrer selbst ernannten totalen Bürgernähe stimmt nicht selten uneinheitlich ab.
Das ist kein Problem, das machen auch andere. Aber wie sehr die Fraktion vom Vorsprecher Wolfgang Peetz dominiert wird, kann die WG’ler nicht ruhig lassen.
Peetz, der als Kämmerer den Zeittunnel vor Jahren im Nothaushalt anfütterte, im Fördervereinsvorstand war, will das Museum nun möglichst schnell begraben. Dabei keilt er rücksichtslos gegen Verwaltung und Politik. Die WG muss sich überlegen, wie lange sie ihrem Alphatier das politische Feld für politische und private Rachefeldzüge überlassen will.
Und Panke? Bei allen Schmusekursen derzeit gibt sie sich zunehmend kratzbürstig gegenüber „ihrer“ WG. Die Abstimmung über den Haushalt 2015, bei der die WG wie im Vorjahr nicht einheitlich votierte, tackerte die Ist-Situation fest: Panke verlässt sich auf CDU, SPD und FDP-Altmann. Die Grünen plädierten ebenfalls für den Etat. Der Rest kann Panke egal sein. Sie hat die WG als Mehrheitsfundament nicht nötig.