Designerin wird zur modernen Burgherrin
Die Familie Klatt zog 1996 in die einstige Residenz in Aprath und restaurierte sie seitdem mit viel Hingabe.
Die Straße macht eine scharfe Kurve und dann liegt es plötzlich da. Mit seinen Türmen und Zinnen sieht es aus wie das Stück eines Schlosses, ein Teil einer Burg. Doch der Schein trügt. Der Wohnsitz derer von Klatts ist weder ein herrschaftlicher Sitz noch ist die Familie adelig. „In seiner ersten Erwähnung von 1869 heißt es schlicht das schwarze Haus“, berichtet Susanne Klatt. Die Designerin lebt seit 1996 mit ihrer Familie im einzigen Gebäude, das noch an das einst glanzvolle Schloss Aprath erinnert.
„Wir haben damals ein Mehrfamilienhaus gesucht, in dem wir mit verschiedenen Generationen unter einem Dach leben konnten. Da fiel uns die Zeitungsanzeige in die Hand“, erinnert sich die Wülfratherin. Das Haus bot damals allerdings einen wenig wohnlichen Anblick: Das Dach war nur notdürftig mit Teerpappe gedeckt, drei große Bäume vor der Fassade ließen nur wenig Licht in die Räume und die wilde Wiese reichte bis zu den Fensterbänken. „Wir haben das Haus erst einmal ausgegraben, die Mauern trocken gelegt und neu verschiefert“, berichtet Susanne Klatt.
Einmal aus dem Dornröschenschlaf geweckt, putzte die Familie den historischen Bau mit viel Mühe heraus. „Seit unserem Einzug renovieren wir und sind immer noch nicht fertig. Da wir einiges selbst machen, geht das immer nur stückchenweise.“ Als Referenz an die Geschichte hat ihr Mann das Wappen am gegenüberliegenden Kaiser-Wilhelm-Denkmal nachgeschnitzt.
Es schmückt nun die Fassade. Sein Ursprung ist unklar. „Das Emblem kann weder als Orts- noch als Familienwappen mit Aprath in Verbindung gebracht werden“, schreibt Christian Nieske in seinem Buch über Haus und Schloss Aprath. „Einst gehörten das Schloss, dieses Haus und das Denkmal zusammen. Das möchten wir damit zeigen“, sagt Susanne Klatt. Sie vermutet, dass in ihrem Haus einst das Personal wohnte, bevor der Fabrikant Carl Rumpff das gesamte Anwesen 1880 kaufte. Der Schwiegersohn von Friedrich Bayer ließ das Schloss umfangreich ausbauen, verlegte dann jedoch seinen Wohnsitz nach Berlin und organisierte von dort aus den Umbau des schwarzen Hauses zum Sommersitz.
Erst in dieser Zeit entstanden der kleine Turm, die Zinnenmauer und der markante Aussichtsturm, der allerdings 1913 einstürzte. Susanne Klatts Großvater hatte das Haus 1902 gekauft und dort eine Gastronomie eröffnet. „Eleonore Kattwinkel kam damals aus Berlin und hat ihren Vater auf dem Bild sofort erkannt. Später hat sie sich in einem Brief bei uns bedankt und alte Fotos vom Schloss mitgeschickt.“ Mit ihrer Familie ist sie auch mal gezielt im Turm auf Schatzsuche gegangen. „Für die Kinder war das aufregend. Doch wir sind nicht weit gekommen und gefunden haben wir nichts“, berichtet Klatt. Für sie ist das schwarze Haus zum Zuhause geworden. „Es ist ein schönes Gefühl zu sehen, wie es wächst und wir mit ihm wachsen.“