Kopfschütteln über die Diakonie
Mit ihrer Absage an die Forensik ruft die BDA viel Unverständnis hervor. Zwei Jahre lang wurde verhandelt.
„Die Tür ist zu.“ Auch wenn die Bergische Diakonie Aprath (BDA) seit vorletzten Dienstag so das Verhandlungsende um das mögliche Forensik-Grundstück beschreibt, ist eine spannende Frage, bei welchem finanziellen Angebot sich die Tür doch wieder einen Spalt weit öffnet.
Mit einem Paukenschlag hat die BDA das faktische Ende einer Forensischen Klinik in Wülfrath besiegelt. Zwei Jahre lang hatte man verhandelt, geprüft, kalkuliert. In den vergangenen Monaten muss die BDA-Spitze dann aber bei Betrachtung der Rechnung für den Umzug der Kinder- und Jugendpsychologischen Einrichtungen in die Innenstadt leichte Schnappatmung bekommen haben. Viel zu teuer und dann riss Pfarrer Jörg Hohlweger, theologischer Vorstand der BDA, die Reißleine.
Warum aber hat es zwei Jahre gedauert, bis man gemerkt hat, dass die Sache zu kostspielig war? Es gibt viele Vermutungen, bei denen von Unprofessionalität, mangelndem Problembewusstsein und Zockerei die Rede ist. Doch am Anfang war erst mal ein Angebot. Fast zwei Jahre ist es her, dass die BDA dem NRW-Gesundheitsministerium das Angebot machte, das Gelände der Diakonie als Standort einer Forensik dem Land zu verkaufen. Das muss so verlockend gewesen sein, dass man in Düsseldorf Tempo machte.
Anfang 2014 stellte man eine Bauvoranfrage bei der Bezirksregierung. Und selbst die BDA rüstete zum Umzug: „Wir tun so, als ob die Entscheidung gefallen ist und wir uns verändern werden“, sagte Hohlweger noch im November vergangenen Jahres. Insider merkten allerdings schon früh, dass die BDA vielleicht den Umzug ihrer gesamten Einrichtung eher als mittelgroße Maßnahme einstufte. „Mit eigenen Bordmitteln plante man ein Vorhaben, für das seriöserweise ein Immobilien- und Projektmanager nötig ist“, sagte ein Insider im vergangenen Herbst.
Schließlich bediente man sich der Hilfe eines Unternehmens — und dann ging alles ganz schnell. Zu teuer und nicht zu stemmen. Der GAU ist da, mit dem Größten Anzunehmenden Unverständnis auf allen Seiten. Die Stadt Wülfrath war mehr als verwundert, doch ihr war nichts vorzuwerfen. Ihre Rechnung von Anfang an: Wenn wir schon nichts mitzubestimmen haben, dann werden wir die Folgen zu unseren Gunsten mitgestalten. Die Stadtspitze schaffte es, dass die BDA ihre Einrichtungen ins Dienstleistungszentrum verlagern und Geld in Wülfrath investieren wollte. Viele Jobs und Wirtschaftskraft wären in der Kalkstadt gebleiben.
Doch die letztlich unberechenbare Reaktion der BDA am vorletzten Dienstag warf alle Arbeiten über den Haufen. Zweieinhalb Jahre waren vertan. Die Standortfrage für die neue Forensik verengt sich nun auf zwei Wuppertaler Grundstücke, die geprüft werden. Der Protest dort ist groß, zumal man glaubte, mit der Wülfrather Alternative bereits aller Sorgen quitt zu sein. Im Düsseldorfer Gesundheitsministerium ist man jedenfalls stinkesauer. Vor allem, weil die rot-grüne Landesregierung droht, für die SPD in Wuppertal zu einer Belastung zu werden.
Im September wählen die Wuppertaler einen neuen Oberbürgermeister. Amtsinhaber Peter Jung (CDU) drängt mit dem CDU-Landtagsabgeordneten und Kreisvorsitzenden Rainer Spiecker auf Erklärungen in Düsseldorf. Verständlich, denn die CDU wird bei einer Forensik-Entscheidung für Wuppertal mit dem Zeigefinger auf die mitregierende SPD im Land zeigen. Und damit auch auf SPD-OB-Kandidat Andreas Mucke, der mitverantwortlich gemacht würde. Die Oberbürgermeisterwahl wäre wohl gelaufen — gegen Mucke. Wetten, dass es vor dem Herbst keine Forensik-Entscheidung geben wird?
Letzte Optimisten hoffen auf eine zockende BDA. Will die nur den Preis hochtreiben, um sich den Umzug leisten zu können? Aussagen von Hohlweger lassen Interpretationsspielraum. Ein kategorisches Nein hört sich anders an. Das Ministerium wird den Gesprächsfaden aber nur wieder aufnehmen, wenn es eine Einladung der BDA gibt. Solange gilt: „Die Tür ist zu.“