Die Krux mit dem Putz
Das richtige Material für die feuchten Wände des Ostflügels der Vorburg zu finden, erweist sich als schwierig.
Neviges. Nicht nur das Schloss ist ein Sanierungsfall, auch am Ostflügel der Vorburg sind noch Arbeiten fällig. Das Problem ist die massive Einwirkung von Feuchtigkeit auf das Mauerwerk, erklärt Projektleiter Udo Misiak. Augenfällig ist auch die Salzbelastung der Mauern — sie ist noch höher als in den Wänden des Schlosses.
An der Außenmauer verrät ein leichtes Klopfen mit dem Finger das Problem. Der Putz haftet nicht mehr an der Wand, der Hohlraum beträgt flächenweise mehrere Millimeter.
„Früher stand die Vorburg direkt am Wasser, die Feuchtigkeit im Mauerwerk hat sich reguliert“, sagt Misiak. Durch das angeschüttete Erdreich fehle diese Regulation, stattdessen ziehe das Wasser die Wände hoch. Verstärkt werde der Effekt durch das aus dem Berg hinter dem Schlossensemble drückende Wasser sowie die Betonbodenplatte, die wahrscheinlich seit der Renovierung in den 1980er-Jahren den einst gestampften Boden innerhalb des Ostflügels abschottet.
„Die Frage ist nun, welcher der optimale Putz ist, der die Feuchtigkeit heraus-, aber möglichst wenig herein lasst“, erläutert der Bautechniker, der sich seit Jahresbeginn intensiv mit dem Problem beschäftigt. Bevor jedoch die komplette Wand eine neue Oberfläche erhielt, wurden an mehreren Stellen der alte Belag entfernt und verschiedene Putzproben aufgetragen: „Wir wollten erst einmal sehen, ob das uns vorgeschlagene Material geeignet ist“, so Misiak.
Eine weise Entscheidung, wie sich inzwischen herausgestellt hat: Ausgerechnet der Putz, der auf dem Papier die beste Lösung darstellen sollte, löst sich nun schon nach zwei Monaten in ganzen Placken von der Wand, während das Probefeld daneben anscheinend bombenfest mit dem Mauerwerk verhaftet ist. Nun soll das Material noch einmal angepasst werden, denn für die zweite Jahreshälfte ist die Ausschreibung, für kommendes Frühjahr der Baubeginn geplant.
Doch ungeachtet, wie optimal der neue Belag auch ist, wird der untere Mauerbereich aufgrund des Bodenwassers immer problematisch bleiben, befürchtet Misiak: „Irgendwann gibt auch der beste Putz auf.“ In 2,5 Meter Höhe soll auf der Wand daher eine unsichtbare Fuge eingezogen werden, so dass künftig der Putz im Bereich unterhalb leichter ersetzbar ist. Misiak hofft aber, dass die neue Oberfläche dieses Mal einige Jahrzehnte hält — der jetzige Putz stammt wahrscheinlich von der letzten Sanierung in den 1980er-Jahren. Außerdem werden die Fundamente freigelegt, um zusätzlich eine Tonschicht aufzutragen und eine Drainage zu installieren. Schließlich werden die Außenmauern noch mit der innen liegenden Betonbodenplatte verankert, auch hier, um ein weiteres Wegdriften der Wände zu verhindern.