Die Mariendom-Sanierung startet erstmal nur zur Probe
Der neue Beton wird erstmal auf einem Zehntel der Fläche getestet. Erst 2017 kann es weitergehen.
Neviges. Das Bau-Gerüst am Mariendom dürfte bei manchem Nevigeser die Hoffnung geweckt haben, dass die seit 2010 in Planung stehende Dachsanierung in diesen Tagen startet. Doch: So richtig los geht es frühestens im kommenden Jahr. Erzdiözesanbaumeister Martin Struck erklärt: „Wir machen jetzt erst einmal eine Probesanierung.“ In den kommenden zehn Wochen wird zunächst nur das Dach über der Sakramentskapelle in Angriff genommen. Um die Ausmaße zu verdeutlichen: Die Arbeiter setzen jetzt eine rund 300 Quadratmeter große Fläche instand, das komplette Faltdach ist 2750 Quadratmeter groß.
Die Krux an der Ausbesserung der kleinen Risse ist die ungewöhnliche Form des Faltwerkes, das unter Denkmalschutz steht. Bei einer Sanierung 1986 setzten die Verantwortlichen einen Epoxidharz-Überzug ein und beeinträchtigten damit ungewollt die Optik der Dachflächen, die eigentlich wie aus einem Guss wirken sollen.
Nach Durchführung vielfältigster Untersuchungsreihen an der Technischen Hochschule Aachen ist es dem Sohn des Urheber-Architekten, Peter Böhm, gelungen, mit einer Carbonfaser verstärkten Spritzbetonbeschichtung eine Lösung zu entwickeln. Das Verfahren macht sich die extreme Zugfestigkeit von Carbonfaser-Geweben zunutze, mit der die unvermeidlichen Konstruktionsrisse auf eine Vielzahl kleinster, nicht wasserführender Haarfugen verteilt werden.
Doch bei der Arbeit mit dem neuen Material bleibt eine Restunsicherheit. „Es will keiner die Garantie dafür übernehmen, dass das Dach am Ende dicht ist“, schildert Struck. Genau das soll jetzt am betreffenden Objekt getestet werden. „Ich hoffe, der Winter wird richtig hart“, sagt der Baumeister. So soll der Stoff auch unter schweren Bedingungen zeigen, was er kann. Erst wenn die Ergebnisse im kommenden Frühjahr positiv ausfallen, könne Martin Struck guten Gewissens die Gesamtsanierung angehen.
Die Rettung des Daches ist finanziell keine Lappalie. Zudem stecken Fördergelder in dem Projekt. Die geplanten Kosten von rund drei Millionen Euro werden mit Mitteln des Kulturstaatsministers, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sowie der Wüstenrot-Stiftung bestritten. Den Hauptteil der Sanierung finanziert jedoch das Erzbistum Köln.
Dass sich die Risse im Wallfahrtsdom aufgrund von Temperaturspannungen bilden werden, das war laut Struck schon 1966 bei der Planung klar. Damals habe man das Dach zunächst mit Bleiplatten stärken wollen, sich jedoch aus Kostengründen dagegen entschieden.