Wülfrath Ehrenamtler zeigen viel Herz und Einsatz

Wülfrath. · Gerd Bohnen hat das Freiwilligen Forum im Jahr 2006 gegründet. Aktuell helfen 150 Wülfrather ihren Mitmenschen.

Gerd Bohnen ist der Ansprechpartner für ehrenamtliche Betätigung in Wülfrath.

Foto: Fries, Stefan (fri)

„Das Ehrenamt muss Spaß machen“, sagt Gerd Bohnen. Der 77-Jährige weiß, wovon er spricht, aus eigener Erfahrung und aus dem, was ihm andere berichten. Im September 2006 ging das Freiwilligen Forum Wülfrath an den Start. Seither vermittelt Bohnen ehrenamtlich Frauen und Männer aus der Kalkstadt in unentgeltliche Tätigkeiten, die den Neigungen und Fähigkeiten der Freiwilligen entsprechen. „Die Richtung loten wir auch unter Hinzunahme eines Fragebogens gemeinsam aus. Ich habe jeden der aktuell 150 Freiwilligen im Pool persönlich ins Ehrenamt begleitet. Bisher habe ich noch immer etwas Passendes gefunden“, versichert Gerd Bohnen. Jüngst wurde er für dieses Engagement vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier zu dessen Bürgerfest nach Berlin eingeladen. „Solange meine Gesundheit mitspielt, mache ich auch weiter“, sagt der Vermittler.

Gerd Bohnen engagierte sich zunächst im Seniorenrat

Gerd Bohnen schätzt, dass in Wülfrath mit seinen 21 500 Einwohnern – nimmt man Vereine und Sozialverbände oder auch die Freiwillige Feuerwehr hinzu – 3200 Menschen ein Ehrenamt ausüben. Bundesweit dürften 31 Millionen Freiwillige aktiv sein.

Der Velberter arbeitete mehr als 30 Jahre in der Schloss- und Beschläge-Industrie als Einkäufer und Prokurist. Er zog 1995 nach Wülfrath. Seine Frau hatte sich dort gerade mit einer Boutique selbstständig gemacht. „Und für meine Fahrt zur Arbeit in Heiligenhaus war das so einfach praktischer“, erklärt Bohnen. Als Rentner engagierte er sich zunächst im Seniorenrat seiner Wahl-Heimatstadt. „Irgendwann hat mich der damalige Sozialamtsleiter angesprochen, ob ich nicht beim Aufbau eines Freiwilligen Forums helfen wollte. Ich konnte mir das aber alleine nicht vorstellen. Über einen Aufruf in der Zeitung kam der leider inzwischen verstorbene Rainer Rompf hinzu. Mit der damaligen Bürgermeisterin Barbara Lorenz-Allendorff haben wir dann verabredet, dass die Stadt uns die Kommunikationstechnik und ein Büro im Rathaus stellt, wir aber ansonsten in Eigenregie arbeiten“, beschreibt Bohnen die Startvoraussetzungen.

Begeistert ging das Duo Bohnen/Rompf ans Werk – und wurde schnell ernüchtert. „Wir hatten 120 Schreiben an Vereine und Organisationen mit der Frage geschickt, wer Hilfe durch Freiwillige gebrauchen kann. Doch die Resonanz war gleich null“, erinnert sich Gerd Bohnen. Doch die beiden ließen nicht locker. Setzten auf die persönliche Ansprache. Und das Klinkenputzen brachte den „Schneeball“ ins Rollen: Der legendäre Wülfrather Handballspieler und -trainer Fritz Pauleck, der im Oktober 81 Jahre alt wird, konnte den Flandersbacher Hartmut Hermanns fürs Mitmachen begeistern und beide wurden die ersten Ehrenamtlichen, die das Freiwilligen Forum vermittelte.

„Nachdem ich mein ganzes Arbeitsleben nur in Stahl gemacht hatte, konnte ich zuerst im Caritas-Kindergarten Arche Noah und später auch beim DRK In den Eschen einer weiteren Leidenschaft, dem Arbeiten mit Holz, nachgehen. Ich habe Spielzeug repariert und auch einen Schuppen restauriert“, sagt Fritz Pauleck im Gespräch mit der WZ. Hermanns führte derweil in der Ellenbeek für Kita-Kinder technische Experimente vor. Bis heute gehört er zu den Ehrenamtlichen, die den Museumsbetrieb des Zeittunnels am Hammerstein sicherstellen. „Neue Leute zu gewinnen, das ist schon schwer. Heute geht es zu oft nur ums Geld“, hat Pauleck erfahren müssen.

Und so sind die Wülfrather Freiwilligen in erster Linie schon seit einigen Jahren in Rente oder als Ruheständler gerade erst in die Kalkstadt gezogen und auf der Suche nach sozialen Kontakten. „Anfangs haben wir auch alle Schulen abgeklappert. Doch von dort kommt bis heute fast nichts zurück“, sagt Gerd Bohnen. Positive Ausnahme ist eine Jugendliche, die mit ihrem Hund erst eine und jetzt zwei Seniorinnen im Haus-Luise-von-der-Heyden besucht, um mit ihnen spazieren zu gehen. Gerne würde er mehr Schülern ein Zertifikat über soziales Engagement ausstellen. „Weil sich das bei Bewerbungen einfach sehr gut macht.“ Wenigstens melden sich deshalb ab und zu Studenten bei Bohnen.

„Momentan suche ich vor allem Menschen, die Kinder mit Migrationshintergrund in der Schule bei den Hausaufgaben betreuen und helfen, die Deutschkenntnisse zu verbessern“, erklärt der Vermittler. Von den Kindern bekomme man auch viel zurück.