Ein inneres Feuer für die Stadtplanung
Baudezernent Andres Wendenburg geht. Die WZ sprach mit ihm über Innenstadt-Visionen und Kritik aus Neviges.
Andres Wendenburg packt zusammen. Velberts Baudezernent hat dutzende Pläne in seinem Büro ausgebreitet, das er zum Ende des Monats räumt. Der 60-Jährige geht nach acht Jahren bei der Stadt in den Vorruhestand, da seine Dezernentenstelle eingespart wird. Die WZ blickte mit ihm zurück.
Herr Wendenburg, in wenigen Tagen geben Sie die Stadtplanung aus der Hand. Werden Sie die Entwicklung Velberts weiter verfolgen?
Andres Wendenburg: Ich werde weiter beobachten, mich aber nicht einmischen. Sicherlich werde ich auch immer wieder an Punkte wie den Platz Am Offers gehen und mir die Veränderungen dort ansehen.
Sie sprechen die Innenstadt an, was wäre denn Ihre weitere Vision für die Entwicklung gewesen?
Wendenburg: Ich sehe ganz große Chancen. Wenn das Hertie-Gebäude mit Parkhaus erst einmal abgerissen wird, könnte an dieser Stelle eine schöne Wohnsiedlung entstehen in Kombination mit neuem Einzelhandel. Außerdem ist eine tolle neue Achse in der Innenstadt möglich.
Wie könnte die aussehen?
Wendenburg: Am neuen Zentralen Omnibusbahnhof werden täglich 10 000 Leute ankommen. Es wäre super, wenn wir die Ströme über den Platz am Offers, die Friedrichstraße, an einem neuen Marktzentrum vorbei bis zum Forum führen könnten. 10 000 Menschen — von dieser Frequenz träumt die Fußgängerzone.
Gibt es ein Projekt aus Ihrer Amtszeit, auf das Sie rückblickend am meisten stolz sind?
Wendenburg: Ich finde es ganz toll, was sich in Neviges getan hat, gerade im Denkmalbereich. Wir haben hier ganz viel Innenstadtentwicklung betrieben. Die Bevölkerung wird durch diverse Wohnprojekte gestärkt, wobei die Qualität des Wohnraums sehr wichtig ist.
Können Sie den Vorwurf verstehen, dass Neviges von der Verwaltung stiefmütterlich behandelt werde?
Wendenburg: Nein. Wir haben großes Engagement für Neviges gezeigt. Wenn dann gesagt wird, am Ende sei ja nix dabei rausgekommen, muss ich entgegnen: Viele unserer Vorlagen sind von der Politik auch irgendwann nicht mehr richtig beraten worden. Oft fehlte da eine Kontinuität des Denken und Handelns.
Fallen Ihnen Fehler ein, die Sie in der Zeit als Dezernent gemacht haben?
Wendenburg: Die Sanierung des Schlosses Hardenberg war sehr wichtig. Leider gab es aus unterschiedlichen Gründen erhebliche Reibungsverluste. Am Ende haben wir es leider nicht geschafft, die Sanierung zu Ende zu bringen.
2011 wurde Ihnen nach einem Interview mit Sat1 zur Flüchtlingssituation in Velbert vorgeworfen, Sie hätten sich rassistisch geäußert. Wurden Sie danach vorsichtiger im Umgang mit der Presse?
Wendenburg: Nein. So eine schlechte Erfahrung hatte ich auch nur einmal. In dem Beitrag sind Sachen verdreht und weggelassen worden. Ich habe übrigens selber einen Flüchtlingshintergrund: Meine Eltern sind aus Estland geflüchtet.
Gibt es Dinge, die einen guten Bauplaner auszeichnen, die man nicht im Studium lernt?
Wendenburg: In der Praxis braucht man breite Schultern, denn der Druck von außen ist manchmal sehr stark. Es geht nicht selten um knallharte Interessen.
Vom großen Druck zur großen Freizeit. Wird Ihnen das schwer fallen?
Wendenburg: Nein, ich habe nie Langeweile, mir fallen 1000 Dinge ein. Ich werde zum Beispiel endlich einmal die Panoramatrasse mit dem Rad abfahren. Mein Ausscheiden ist mir übrigens auch aus familiären Gründen ganz recht.
Welches Arbeitspensum hatten Sie in Ihrem Job?
Wendenburg: Gerade am Anfang kam ich schon so auf 50 bis 60 Stunden in der Woche. Das ist aber auch mein inneres Feuer schuld. Stadtplanung ist für mich eine Leidenschaft.