Kein Geld: Velbert ist den Gitarrenwettbewerb los
Die Veranstaltung geht nach Ratingen. Die Musikschule erhöht die Gebühren.
Glaubt man Ulrich Stahl, Velberts Fachbereichsleiter für Kultur und Sport, ist die Angelegenheit schon vor Jahren entschieden worden, in dem man Fakten geschaffen hatte. So richtig ins Bewusstsein der Kulturpolitik schien die aber erst im Laufe der Kulturausschuss-Sitzung am vergangenen Mittwoch zu rücken: Der Velberter Gitarrenwettbewerb ist Geschichte. Im vergangenen Jahr hat es hier die letzte Auflage gegeben.
Der Grund? Natürlich der schnöde Mammon. Als in der Vorbereitung zum Wettbewerb 2014 Hauptsponsor RWE sich nicht mehr an seine finanziellen Zusagen gebunden sah und absprang, war der Sarg zu. Die Stadt sei nicht in der Lage, in ihrer finanziellen Situation in die Bresche zu springen, das sei aber auch klar gewesen, so Ulrich Stahl.
Einige Mitglieder des Kulturausschusses reagierten regelrecht konsterniert, allen voran SPD-Sprecherin Doris Liebig. „Ich bin fassungslos“, bekundete sie. Sie und die anderen Politik-Vertreter erfuhren von der Verwaltung, dass man der Organisationsfirma für den Wettbewerb auch längst Bescheid gesagt hatte. Des einen Freud — des anderen Leid: Ratingen wird den Wettbewerb austragen.
Achtmal war der Jugendwettbewerb in Velbert ausgetragen worden. Im vergangenen Jahr hatten rund 100 Virtuosen aus aller Welt daran teilgenommen, unter ihnen Weltklasse-Gitarristen wie der Kroate Zoran Duki. Die ausgeschütteten Preisgelder beliefen sich auf 15 000 Euro.
Um Geld ging’s auch bei den Gebühren für die Kunst- und Musikschule. Hier wurden die Preise um fünf Prozent angehoben, was — wenn man von den Linken absieht — als unproblematisch betrachtet wurde.
Einige Fallbeispiele: Der Einzelunterricht für 45 Minuten kostet nun 1032 statt wie bisher 984 Euro, was im Monat pro Kind vier Euro ausmacht. Der 45-minütige Gruppenunterricht für zwei Schüler erhöht sich von 492 Euro im Jahr auf 516 Euro, was eine monatliche Steigerung von 43 Euro bedeutet.
Schulleiter Frank Eerenstein erklärte, er hoffe auf weitere Landeszuschüsse. Da sehe es auch nicht schlecht aus. Er berichtete zudem, dass aus Wülfrath eine Anfrage vorliege, dort Unterricht zu geben. Das könne helfen, die Kosten weiter zu senken.
Einstimmig verabschiedet wurden Anträge von SPD und Piraten, die lokale Kulturszene zu stärken. Hier solle die Verwaltung eine Liste von Einrichtungen und Vereinen erstellen. Probleme damit hatte Fachbereichsleiter Ulrich Stahl: „Haben Sie sich unsere Personalausstattung mal angesehen? Ich sehe da im Moment schwarz. Da müssen Sie entscheiden, wie wir das personell stemmen sollen.“ Zu hören war, dass jemand im Saal in diesem Zusammenhang das Wort „Bankrotterklärung“ gemurmelt hat.