Ein Zaun erhitzt die Gemüter in Düssel

Landwirt Karsten Niemann hat rund um seine Futterwiese am Düsseler Wald einen Zaun aufgestellt. Die Gegner laufen dagegen Sturm, das Ordnungsamt kam zum Ortstermin.

Foto: Dietrich Janicki

Wülfrath. Seit Tagen steht das Telefon bei Michael Anhut nicht mehr still. Der Diakon der katholischen Kirche in Düssel versucht zu vermitteln, nachdem eine eingezäunte Futterwiese am Düsseler Wald die Wellen hochschlagen lässt. „Auf der Flurkarte ist alles eindeutig. Durch den Zaun wurde kein öffentlicher Weg versperrt, der Eulenkopfweg nimmt einen anderen Verlauf“, wundert sich Anhut über die Aggressivität, mit der mittlerweile gegen den Landwirt und seine Maßnahme vorgegangen wird. Zum Hintergrund: Seit beinahe zwei Wochen richtet sich die Wut vieler Hundebesitzer gegen Karsten Hamann und seine Frau Annette Commandeur. Die Eheleute haben das Grundstück von der Kirche gepachtet, um es als Futterwiese zu bewirtschaften.

Foto: Dietrich Janicki

Hört man dem Landwirt zu, um zu verstehen, warum es aus seiner Sicht ohne Zaun nicht mehr ging, so begegnet man jemandem, den die jahrelangen Auseinandersetzungen mit Hundehaltern erst in Verzweiflung und dann in die Wut getrieben haben. „Ich diskutiere seit fünf Jahren mit den Leuten. Sie haben mich ausgelacht und mir gesagt, ich solle doch ruhig einen Zaun ziehen. Dann würde man sich bei Gericht wieder sehen“, erzählt Hamann von unschönen Debatten. Immer wieder habe er es mit Vernunft versucht. Er hat den Leuten erklärt, dass ihm durch die herumgeworfenen Stöckchen und die von Hunden gegrabenen Löcher auch Schaden an seinen Maschinen entsteht. Und dass seine Tiere darunter leiden, wenn er ihnen Futter voller Hundekot verfüttern muss.

Irgendwann war er mit seiner Geduld am Ende. Hamann zog einen Zaun, die Grünfläche soll zukünftig als Weideland genutzt werden. Damit allerdings fing der Ärger erst richtig an. „Ich hab die Pfähle gesetzt und acht Stunden später waren sie schon kaputt und der Zaun lag herausgerissen im Gebüsch“, berichtet er von Vandalismus und gezielten Anfeindungen. Dabei hat er neben dem Zaun genug Platz gelassen, damit Spaziergänger — auch mit ihren Hunden — noch laufen können. Nur der freie Zugang zur Wiese sei nicht mehr möglich. „Dafür muss der Zaun oben und unten Draht und dazwischen eine Elektrolitze haben“, weiß Karsten Hamann.

Für Diakon Anhut ist die Sache klar: „Die Wiese ist Privateigentum, und aus meiner Sicht ist es völlig unstrittig, dass sie eingezäunt werden darf. Dass manche glauben, ihr vermeintliches Gewohnheitsrecht mit Polizei und Ordnungsamt durchsetzen zu wollen, halte ich für sehr fragwürdig.“ Dabei hat er selbst beobachtet, wie sich die Lage über Jahre hinweg hochgeschaukelt hat: „Es gibt immer mehr Hundetouristen. Manche parken am Friedhof, machen die Kofferraumklappe auf und lassen die Hunde auf die Wiese, während sie selbst im Auto sitzen bleiben.“ Dass dem Landwirt dafür das Verständnis fehle, kann Anhut verstehen.

Derweilen bringen sich die Zaun-Gegner in Stellung. Anwohner Andreas Sadlo hat sich auch in seiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender der Monheimer Biostation an das Ordnungsamt und die Untere Landschaftsbehörde gewandt, um baurechtliche Fragen klären zu lassen. Außerdem geht es Sadlo um das Wegerecht und um die Erhaltung des artenreichen Dauergrünlandes mit schützenswertem Heuschreckenbestand.

Einen Ortstermin mit dem Ordnungsamt hat es mittlerweile gegeben. „Aus unserer Sicht gibt es derzeit keinen Grund, dort tätig zu werden“, stellt Ordnungsamtsleiter Sebastian Schorn klar. Gemeinsam mit der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises werde jedoch die grundsätzliche Sachlage geprüft.