Eltern: „Es fällt zu viel Unterricht aus“
Gegenwind für Ina Spanier-Oppermann: Die Landtagsabgeordnete bekam im Gymnasium den Frust über den Lehrermangel zu spüren.
Wülfrath. Die 5c hat bis November keinen Erdkundeunterricht bekommen, ein Englisch-Leistungskurs ist fünf Wochen ausgefallen und ein Französisch-Kurs fand jede Woche zwei- statt dreistündig statt. Das sind nur drei Fälle aus dem Schulalltag des Wülfrather Gymnasiums, das mit Lehrermangel und Stundenausfällen zu kämpfen hat.
Schülersprecherin Terry Jentsch aus der 11. Klasse bringt es auf den Punkt: „In Stufen, die aufs Abi zugehen, ist das eine Zumutung.“ Elternvertreter Frank Homberg findet ebenfalls klare Worte: „Das sind unhaltbarere Zustände.“
Die Schulpflegschaft wollte aus dieser Situation heraus gerne mit den schulpolitischen Entscheidern ins Gespräch kommen und lud zu einem Diskussionsabend ins Forum des Gymnasiums ein. Die Landtagsabgeordneten Ina Spanier-Oppermann und Volker Münchow (beide SPD) waren erschienen, wobei letzterer als Zuhörer im Plenum saß.
Schulleiter Joachim Busch hatte die Zahlen mitgebracht, die viele der rund 250 Gäste für inakzeptabel hielten: Im Schuljahr 2015/2016 fielen 70 Stunden Unterricht in der Woche aus — und es wären mehr gewesen, wenn nicht Lehrer Vertretungsstunden geleistet hätten, die sie künftig als Überstunden vor sich herschieben.
Ein Teufelskreis, der aus Sicht der Schulpflegschaft erst durch zusätzliche Lehrkräfte durchbrochen werden kann. „Das ist nur mit mehr Geld möglich, deswegen haben wir die Landtagsabgeordneten eingeladen“, erläutert Frank Homberg.
Auch wenn die von Moderator Thomas Reuter geleitete Diskussion stets sachlich blieb: Einen leichten Stand hatte Ina Spanier-Oppermann nicht. Immer wieder musste die SPD-Frau Fragen ausweichen oder auf das große Ganze verweisen. „Das Thema ist nicht so plakativ zu behandeln“, sagte sie. Schon zu Beginn ging sie in die Defensive: „Ich bin nicht hier, um mich für unsere Arbeit zu rechtfertigen, die ich ganz gut finde.“
Auch Spanier-Oppermann ließ Zahlen sprechen. Im NRW-Haushalt stünden 69,5 Milliarden Euro zur Verfügung, davon seien 17,5 Milliarden Euro an die Schulen gegangen. „Das ist der größte Einzelpott, den wir haben“, sagte die Politikerin. Und dieser sei jetzt noch einmal um 826 Millionen Euro aufgestockt worden. Aber: „Jeder muss seinen Beitrag leisten, damit dieses Land nicht überschuldet wird.“
Schuldenbremse durch Unterrichtsausfall? Diese Rechnung kam bei den Eltern nicht gut an. Doch Spanier-Oppermann verwies auch darauf, dass Lehrermangel ebenfalls durch die personelle Ungleichverteilung bei den Fachrichtungen zustande kommt. So entwickele sich gerade bei Mathematik und den naturwissenschaftlichen Fächern wie Biologie und Physik eine Lehrerknappheit. Allerdings wollten sich die Wülfrather darin nicht wiedererkennen — hier gibt es viel mehr einen Mangel an Englisch-Lehrern.
Der stellvertretende Schulleiter Jürgen Blum hatte diese Problematik bereits im Schulausschuss vorgetragen. Doch dort blieb nur der Verweis auf die Zuständigkeit des Landes. Zumindest stellte Spanier-Oppermann in Aussicht, dass man noch einmal über den Etat der Schulen reden wird. Einen Satz werden die Wülfrather gut behalten: „Wir sehen, dass wir nachsteuern müssen.“