Fasziniert von Serienkillern
Der Velberter Filmemacher Kai Bogatzki dreht gerade in seiner Heimatstadt sein erstes Werk in Spielfilmlänge: ein blutiges Psychogramm.
Velbert. Kai Bogatzki setzt ein Lächeln auf. „Das klingt jetzt vielleicht komisch“, sagt der Velberter Filmemacher, „aber ich war immer schon an Serienmördern interessiert.“ Auf seinem T-Shirt steht „Dexter“, der Name des mordenden Protagonisten einer US-Serie. Da verwundert es nicht, dass sich der erste Spielfilm des 30-Jährigen um einen Serienkiller dreht. „Ich habe mich schon immer gefragt, was in deren Köpfen vorgeht“, sagt Bogatzki, der für das Drehbuch zu seinem blutigen Thriller „Scars of Xavier“ (dt.: Xaviers Narben) versucht hat, in die Gedankenwelt eines Killers einzutauchen. 90 Prozent des Filmes sind aus der Perspektive des Mörders Xavier gedreht, der es speziell auf junge Frauen abgesehen hat.
Der Stoff ist bereits zur Hälfte im Kasten. Obwohl die Geschichte eigentlich in Prag spielt, wurde hauptsächlich in Velbert gedreht. Für einen Monat hat Bogatzkis Filmteam eine leere Wohnung gemietet und dort den schaurigen Plot in die Wirklichkeit geholt. Der Velberter mag blutige Effekte. „Aber nur, wenn sie der Handlung dienen“, sagt er. Für „Scars of Xavier“ ist unter anderem eine täuschend echte Puppe gefertigt worden, weil eines der Opfer auf der Leinwand enthauptet wird. Friedlicher ging es da in den Außenaufnahmen zu, die tatsächlich an einem Wochenende in Prag gedreht wurden.
Billig ist das alles nicht. Rund 15 000 Euro wird Bogatzkis erstes großes Werk am Ende verschlingen. Das Geld stammt teils von einem guten Freund, der den Film als Produzent unterstützt, teils aus seiner eigenen Tasche. 4000 Euro kamen über ein Crowdfunding im Internet rein, eine Massenfinanzierung, bei der sich ganz viele Interessierte an einem Projekt beteiligen. „Das ist eine super Möglichkeit. Aber es ist auch extrem nervenaufreibend“, sagt Bogatzki. Hauptdarsteller Marc Engels, der bereits in Kinofilmen und im „Tatort“ zu sehen war, unterstützt das Independent-Projekt, indem er keine Gage verlangt.
Nach einer weiteren Drehphase im Herbst geht es für Bogatzki drei bis vier Monate in den Schneideraum. Dort hat der Velberter bislang die meisten Erfahrungen gesammelt, so lieferte er beispielsweise den Schnitt für das 2016er Remake des US-amerikanischen Kult-Horrorfilms „Blood Feast“ — sein bislang größtes Projekt. „Ich mag es, am Set zu sein, aber ich liebe es, mir beim Schneiden in aller Ruhe die Nächte um die Ohren zu schlagen“, gibt Bogatzki einen Einblick, wie er tickt.
Nach der Fertigstellung soll der Film über diverse Festivals seinen Weg zum entsprechenden Publikum finden. Auch international. „Deshalb haben wir extra auf Englisch gedreht“, erklärt Bogatzki. Über diese Schiene soll es der Film dann idealerweise in den Vertrieb schaffen.
Bis dahin ist der Weg noch lang. Aber Bogatzki ist zuversichtlich: „Normalerweise läuft bei einem Film nie alles so, wie man sich das wünscht. Aber bei Scars of Xavier ging bisher echt alles glatt.“
Ideen für mehr schaurigen Stoff spuken schon in seinem Hinterkopf herum. Ob er auch einmal einen Film drehen würde, der in Velbert spielt? „Ja“, sagt Bogatzki, „ich will sehr gerne einmal die Geschichte von Jürgen Bartsch verfilmen.“