Velbert FDP und Grüne: Eltern haben Hauptschule klar abgewählt

Velbert. · Das politische Ringen um die Velberter Schullandschaft bleibt ein steter Quell des Streits zwischen den Ratsfraktionen. Bevor der Stadtrat heute im Bürgerhaus Langenberg einen vorläufigen Schlussstrich unter das Thema Schulentwicklung zieht, erregt vor allem die Aufhebung des Beschlusses zur sukzessiven Auflösung der Martin-Luther-King-Schule in Velbert-Mitte die Gemüter.

Erst 2023 werden HKS und Hardenberg-Schule zur sechszügigen Gesamtschule Neviges verschmelzen.

Foto: Bahrmann, Simone (simba)/Bahrmann, Simone (simb)

Die Wiederbelebung der Hauptschule hatte am vergangenen Dienstag – wie die WZ berichtete – der Ausschuss für Schule und Bildung mit neun zu fünf Stimmen dem Rat empfohlen. Und es gibt keinen Grund daran zu zweifeln, dass der Rat seinen erst am 27. November 2018 gefassten Beschluss zum Aus für die King-Schule revidieren wird. Gleichzeitig soll die Realschule an der Kastanienallee ab dem kommenden Schuljahr von vier auf drei Züge begrenzt und später die gerade erst vierzügig gestartete, zweite städtische Gesamtschule Velbert-Neviges für sechs Eingangsklassen ausgebaut werden. Die Hauptschule sei weiter notwendig, um alle Kinder angemessen beschulen zu können, so auch die Einschätzung der Verwaltung.

„,Rin in die Kartoffeln, raus aus die Kartoffeln’, ja so muss es nicht nur den Eltern vorkommen, die in den letzten Jahren im Zusammenhang mit der Gründung der Gesamtschule Neviges immer wieder befragt wurden. Ein eindeutiges Votum gab es: Die Eltern haben sich klar für eine Gesamtschule ausgesprochen und die Hauptschule abgewählt. Stellten sich Bürgermeister Lukrafka und die CDU immer wieder gegen das klare Elternvotum und gegen die Gesamtschule Neviges, so steht ihnen die SPD jetzt wieder zur Seite.“, kritisiert FDP-Fraktionsvorsitzender Thorsten Hilgers.

FDP prangert merkwürdiges
Demokratieverständnis an

Und der Liberale fügt hinzu: „Man könnte meinen, die betreffenden Politiker wissen es besser als die Eltern, was für die Kinder gut ist. So auch die Verwaltung, die die Anregung der anderen Parteien, für die Zeit des Überganges bis zum Ausbau der Gesamtschule, mit Containern oder einer Gesamtschul-Dependance-Lösung zu agieren, komplett ablehnte. Für die Verwaltung gibt es keine Alternative. Da versteht es sich dann natürlich auch, dass man den Beschluss ohne Beteiligung des Schulausschusses – Corona sei Dank – durch den Rat bringen wollte – ein merkwürdiges Demokratieverständnis.“ Zur Erklärung: Erst war für den 19. Mai nicht die Sitzung des Fachausschusses, sondern die des Rates terminiert. Dann wurden dessen Beratungen auf den 26. Mai verschoben.

Für die FDP sei die Entscheidung gegen den Elternwillen ein Unding. „Bei der letzten Schulanmeldung zeigte sich, dass bereits 67 Velberter Kinder an den Gesamtschulen abgelehnt wurden“, so Jürgen Schürmann, der schulpolitische Sprecher der FDP-Fraktion. „Diesmal hatten die Schüler noch die Gelegenheit sich an der Realschule anzumelden. Dies wird durch die Reduzierung der Zügigkeit in Zukunft nicht mehr möglich sein. Das führt unwillkürlich dazu, dass ein Großteil der Kinder, die an der Gesamtschule abgelehnt werden, zur Hauptschule gehen müssen. So sieht es aus mit der Wahlfreiheit der Schulen für Eltern in Velbert.“

Zustimmung erhält die FDP von der Fraktionsvorsitzenden und Bürgermeisterkandidatin Esther Kanschat. Sie hatte der Schulentwicklungsplanung schon im Vorfeld die Note mangelhaft gegeben. Nun spricht sie diesbezüglich von einem „konzeptfreiem Velbert“. Wieder mal würden Gesamtschulplätze fehlen und die Velberter „Groko“ reanimiert die Hauptschule. Eine Schule, die jüngst nur einstellige Anmeldezahlen erzielt habe, werde wiederbelebt, „weil wir nicht schnell genug Gesamtschulplätze aufbauen können“, so Kanschat. Die Kinder, die an dieser Schule 2021 angemeldet werden, seien vor rund neun Jahren geboren worden. „Da drängt sich doch die Frage auf: Welcher Planungszeitraum wäre eigentlich lang genug für unsere Groko und die Verwaltung?“