Velbert Fantasievolle Feen verzaubern den nächtlichen Einkaufsbummel
Velbert · Velberter trotzten dem Regen und genossen es, am Abend mal wieder flanieren zu können.
Kein Kerzenzauber in Langenberg und kein Laternenfest in Neviges: Den ehrenamtlichen Organisatoren war einfach die Zeit nach den Corona-Lockerungen zu kurz und das Infektionsrisiko immer noch zu hoch, um diese beliebten Veranstaltungen auf die Beine zu stellen. Immerhin konnte am Freitag die Velbert Marketing GmbH den „Mondschein-Einkauf“ in abgespeckter Form durchführen. Doch mit dem Bummel im Schein des Mondes hat es nicht so richtig geklappt: Der abnehmende Erdtrabant versteckte sich hinter einer dicken Wolkendecke, die dazu am frühen Abend noch einen unangenehmen Schauer rausließ. Kaum hatte sich der Regen verzogen, da schickte eine Kölner Agentur zwei fabelhafte Wesen auf die Friedrichstraße: Die „Feuerfee“ Caroline in ihrem leuchtend-roten Kostüm verteilte Knicklichter, die goldene „Sternenfee“ Claudia nestelte zusätzlich „magische Diamanten“ und „Blütenstaub“ aus ihrem funkelnden Täschchen hervor. Die charmanten Stelzenläuferinnen in ihren fantasievollen Kostümen zogen die Kinder sofort in ihren Bann und verzauberten ebenso die Erwachsenen, die immer wieder ihre Smartphones zückten.
Trotz des wechselhaften Wetters kamen viele Besucher in die Velberter Innenstadt, die teilweise vor verschlossenen Ladentüren standen. Vor allem Filialisten hatten sich nicht an dem Late-Night-Shopping beteiligt. Inhabergeführte Traditionshäuser warteten zum Teil vergeblich auf Kundschaft: „Frauen haben am späten Abend Angst rauszugehen“, weiß Barbara Bussemas, die in ihrem Damenmodegeschäft bis zum Einbruch der Dämmerung gut zu tun hatte. „Keine Lasershow, kein Bühnenprogramm, kein Feuerwerk, da braucht man nicht bis zum Ende bleiben“, erklärte sich die Kauffrau den generell verhaltenen Publikumszuspruch in der Stadt nach der Corona-Zwangspause im vergangenen Jahr. „Immerhin sehen die Stelzenläuferinnen jedes Jahr anders aus.“
Michael Bertram wickelte pausenlos Zuckerwatte um die Holzstäbchen. Der Schausteller aus Duisburg, der regelmäßig Feste in Velbert mit seinen Imbissständen beschickt, ist mit dem Zuspruch zufrieden. „Es gab mal eine halbe Stunde Regen, aber die Velberter kennen das ja.“ Gabriele Keller kann ebenfalls nicht über mangelnden Umsatz klagen: Die leuchtenden und blinkenden Spielzeuge wurden ihr förmlich aus der Hand gerissen. „Die Feenstäbe waren sofort ausverkauft, die Jungens wollen alle ein Leuchtschwert haben – ,Star Wars’ ist nicht vergessen.“
Die Stadtgalerie beteiligte sich auch am nächtlichen Einkauf, ein DJ machte zwischen der Musik darauf aufmerksam, das viele Geschäfte Rabatte anbieten. Buchhändler Ingo Roszo in der Galerie fand die Aktion gelungen: „Normalerweise ist Velbert um acht Uhr abends ausgestorben. Neben Stammkunden habe ich heute Abend viele neue Gesichter gesehen – soweit ich sie unter der Maske erkennen konnte.“
Nicht alle Besucher sind mit dem Velberter Angebot zufrieden. „Ich könnte kotzen, ich finde nichts“, äußert eine junge Frau, die ihren Namen nicht nennen möchte, drastisch ihre Enttäuschung. Diesen Eindruck kann Michael Vaupel überhaupt nicht teilen: „Velbert kann sich nicht mit Düsseldorf vergleichen, aber man findet alles, man muss nicht wegfahren“, so die persönliche Meinung des Velberters, der froh ist, endlich mal wieder abends flanieren zu können, zumal er die Lichtkegel schön findet: „Das ist einladend.“
Vor dem Cocktail- und Bratwurststand neben der Alten Kirche zieht Heiner Döbbeler Bilanz: „Ich war überall mal gucken, habe was gegessen, das war alles gut. Die Enkelkinder hatten auch ihren Spaß, vor allen an den Stelzenläuferinnen.“