Förderung in Ratingen: In kleinen Schritten ans Ziel

Mit vielen Mikro-Projekten will die Stadt die berufliche undsozialeIntegrationjunger Menschen mit schlechten Startchancen verbessern.

Ratingen. Keine Perspektive, geringes Selbstbewusstsein, Angst vor einem Bewerbungsgespräch, Versagensgefühle: Mit diesen "Startbedingungen" einen Ausbildungsplatz oder gar einen Job zu bekommen, ist mehr als schwierig - aber nicht unmöglich. Helfen sollen dabei die so genannten Mikro-Projekte aus dem Programm "Stärken vor Ort", die vom Bundesfamilienministerium und dem Europäischen Sozialfonds gefördert werden.

100 000 Euro stehen dafür jährlich zur Verfügung, rund 10 000 für jedes Mikro-Projekt. Mit diesen kleinen, lokalen Initiativen will man nur noch schwer erreichbare junge Menschen dort ansprechen, wo sie leben.

Seit einigen Jahren arbeitet die Stadt dabei mit Vereinen und Verbänden zusammen, um möglichst viele "Problemfälle" erfassen zu können. Die Fäden laufen bei Rosa Dörr (Amt für Soziales und Integration) zusammen, die die Projekte auch koordiniert.

Als besonders erfolgreich hat sich bisher das Selbstbehauptungstraining erwiesen, das am Franz-Rath-Weiterbildungskolleg angeboten wird: Mit Hilfe von Schauspielern und Kommunikationstrainern üben die jungen Erwachsenen Umgangs- und Konfliktformen, lernen ihre eigene Kommunikation zu beobachten und ihr Verhalten wahrzunehmen.

In gezielt nachgespielten Bewerbungsgesprächen übern die Teilnehmer, ihre Stärken herauszustellen und sich nicht verunsichern zu lassen, aber auch auf die eigene Körpersprache zu achten. "Über 100 Schüler haben wir damit schon erreicht - und sie waren durchweg begeistert", sagte Schulleiter Georg Berendt.

Eine ganz andere Zielgruppe hat das Projekt "Mamma Mia" im Blick: Angesprochen werden junge Mütter, die Schule oder Beruf unter- oder abgebrochen haben. Ihnen sollen weitere Qualifizierungen vermittelt und Hilfe bei Bewerbungen gegeben werden. In eine ähnliche Richtung zielt das Projekt "Raus aus dem Haus", das der Caritasverband mitbetreut.

"Sport Spirit" versucht eine Vernetzung von Schule und Verein: Der ASC West will damit die persönliche und berufliche Entwicklung von Schülern fördern. Dabei werden Verhaltensregeln aufgestellt und deren Einhaltung mit einem Punktesystem nachgehalten. Zugleich wird vermittelt, wie wichtig die so genannten weichen Bewerbungsfaktoren wie Pünktlichkeit oder Zuverlässigkeit sind, die Personalchefs bei so vielen Bewerbern inzwischen vermissen.

Selbst aktiv werden und das Leben in die eigenen Hände nehmen - das will das Projekt "Life Work Planning" vor allem jungen Frauen vermitteln. Sie lernen dabei, ihren eigenen Berufswünschen nachzuspüren und welche Wege (Ausbildung, Praktikum, Stelle) konkret in die Arbeitswelt führen können.

Junge Erwachsene, die wegen fehlender Schlüsselqualifikationen keinen Berufseinstieg schaffen, können sich bei einem Projekt der Diakonie freirudern - im wahrsten Wortsinn. 14 Tage lang geht es mit Kajaks durch die Masuren, dabei entdecken die jungen Menschen neue Seiten an sich (Ausdauer, Teamfähigkeit, Durchhaltevermögen) und erfahren ihre Grenzen und Stärken - unverzichtbare Schritte auf dem Weg ins Berufsleben.