Fußballtraining hilft bei der Integration
Der SV Union Velbert unterstützt die Bergische Diakonie bei der Betreuung von Flüchtlingen.
Neviges. Regentropfen laufen an den Wangen herunter, doch das verwässert die Laune des 14-Jährigen mit dem pechschwarzen Haar nicht: „Ach Wetter — nicht gut“, lächelt der Junge und widmet sich auf dem Ernst-Adolf-Sckär-Platz wieder dem Kurzpass-Spiel. Sein Name darf nicht in der Zeitung stehen, ebenso nicht die von neun weiteren Mitspielern. Die Jugendlichen im Alter von 13 bis 17 Jahren sind Kriegsflüchtlinge aus Syrien und Afghanistan. Sie kamen ohne Eltern oder sonstige Verwandte nach Deutschland und werden von der Bergischen Diakonie in Aprath betreut.
Erzieher Sebastian Rose ist sehr um die Privatsphäre seiner Schützlinge bemüht und passt auf, dass neugierige Reporter nicht aufdringlich werden. Immerhin darf der junge Fußballfan verraten, dass er Bayern München „liebt“ und dass er die Bundesliga regelmäßig in der Sportschau verfolgt. Der Vorstand des SV Union Velbert weiß um die integrative Kraft des Mannschaftssports, so war man sofort offen für die Anfrage der Bergischen Diakonie, ob junge Flüchtlinge beim Training des Sportvereins mitmachen können.
„Wir haben seit Jahren Kontakt zur Diakonie, weil deutsche Jugendliche, die dort wohnen, bei uns spielen“, sagt Union-Hauptgeschäftsführer Dieter Blobel. „Erste Erfahrungen gab es im vergangenen Jahr, als die Halle Waldschlösschen mit Flüchtlingen belegt war, da hatten zeitweise drei erwachsene Flüchtlinge in unserer dritten Mannschaft mitgespielt“, erinnert Fußballabteilungsleiter Peter Kurka.
Jetzt kümmert sich Andreas Klement um die Jugendlichen, die vom Schicksal ins Bergische verschlagen wurden. „An Anfang musste man sich mit Händen und Füßen verständigen, aber die lernen unheimlich schnell“, staunt der Coach der U 19. Unterstützt wird er durch die Mittrainer Fabian Henrich und Ibrahim Azemi. Seine Eltern flüchteten seinerzeit vor dem Kosovo-Krieg, so dass er sich ein bisschen in die Situation der entwurzelten Spieler hineinversetzen kann. Die Integration der Flüchtlinge funktioniert anscheinend reibungslos: „Das Verhältnis zu den deutschen Mitspielern ist gut“, ist sich das Trainertrio einig. „Ein Foul kann natürlich mal vorkommen, das wird dann sehr sportlich gesehen.“ Ebenso hat Betreuer Sebastian Rose „ein hohes Potenzial an Fairness“ festgestellt, das sich auch zeigt, wenn die Jungs auf dem kleinen Fußballplatz auf dem Diakonie-Gelände den Ball treten.
Die Verantwortlichen von SV Union möchten den Flüchtlingen über das Training hinaus die Möglichkeit geben, am regulären Spielbetrieb teilzunehmen. „Das ist ein bisschen schwierig, weil teilweise keine Papiere vorhanden sind. Bei Kindern bis elf Jahre ist das kein Problem, aber bei den älteren muss das Einverständnis des Vormundes beigebracht werden. Wir sind schließlich in Deutschland, und der der DFB fordert Stempel und Passbild“, beschreibt Dieter Blobel die Formalitäten. Trainer Klement hofft dennoch, dass es mit den Spielbetrieb klappt: „Das dient doch der Integration, wenn die Jungs auf andere Mannschaften treffen.“