Gedränge auf der Trödelmeile
Die Besucher strömten zu den Ständen in der Fußgängerzone.
Neviges. Über einen Mangel an Besuchern konnte die Trödelmeile am 1. Mai nie klagen, aber dieses Mal war die Innenstadt den ganzen Tag über proppenvoll: Zeitweise ging es zwischen Busbahnhof und Sparkasse nur noch im Gänsemarsch und mit Körperkontakt zum Vor- und Hintermann voran.
Die ersten Schnäppchenjäger standen schon gegen 7 Uhr in der Fußgängerzone, lange vor dem offiziellen Beginn, berichtete Ute Meulenkamp, Vorsitzende der Werbegemeinschaft.
„Der letzte Stand vor der Autobahn! Jedes Teil nur einen Euro!“: Mit originellen Sprüchen versuchten Kia Fax und Andrea Kasch am frühen Nachmittag die Besucher zum Kaufen zu animieren. Schlag auf Schlag gingen eine gut erhaltene Bluse, ein Brettspiel und Bücher über den Tisch.
„Die Nevigeser sind der Kracher“, sagte Fax. Seit 8.30 Uhr hatte das Duo verkauft, was die Pappkartons hergaben. „Wir wollen nicht alles wieder nach Hause tragen“, begründete sie die soeben eingeläutete Ein-Euro-Aktion.
Ein paar Meter weiter hatten der 15-jährige Tim und seine drei Jahre jüngere Schwester Lena auf einem stabilen Tapeziertisch Spielzeug aufgebaut, was in Keller und Kinderzimmer zu verstauben drohte: „Das läuft richtig gut“, freute sich der junge Nevigeser über schwunghaften Absatz. „90 Prozent sind verkauft“, ergänzte Vater Holger Franzke.
Handeln ist das A und O beim Trödeln. Und so feilschte nebenan Anita Liebmann um ein Armband. Die Wuppertalerin hatte durch Zufall von der Trödelmeile erfahren: „Sehr schön“, lautete ihr Urteil.
Sie war nicht der einzige auswärtige Gast, etliche Besucher kamen aus dem Umland, wie die auswärtigen Autokennzeichen zeigten. „Ich will aber jetzt zum Kinderfest“, quengelte ein Knirps, während die Eltern bepackt und mit zwei weiteren Kindern im Schlepptau durch die Menge pflügten.
Das Angebot war kaum in Worte zu fassen. Nippes, Geschirr und Gläser, Elektrogeräte, Unterhaltungselektronik der vergangenen Jahrzehnte, Kleidung, Schuhe und Spielzeug, Skurriles und Nützliches, Haushaltsgeräte von anno Tobak bis heute wie etwa die praktische Eierzange in Design und Verpackung der 1960er-Jahre — und fast alles fand Abnehmer.
Pamela Brenner und Stephanie Weihs verkauften zum ersten Mal und hatten dafür die eigenen Keller und die der Verwandtschaft leergeräumt. Sie boten Tupperware, Weihnachtsschmuck und Kinderkleidung an: „Nächstes Jahr kommen wir wieder“, stand für die beiden Nevigeserinnen schon am Feiertag fest.
Eine Stunde nach Beginn der Rabattaktion sah der Stand von Kia Fax und ihrer Freundin am frühen Nachmittag regelrecht geplündert aus. „Jedes Teil nur einen Euro!“, pries die Elberfelderin mit inzwischen etwas nachlassender Stimme die letzten Reste auf den Tischen an: „Hat sich gelohnt“, lautete ihr Fazit.