Mit fast 85 noch aktiver Lebensretter
Seit 50 Jahren engagiert sich Willi Becker für die DLRG. 1975 gründete er die Nevigeser Ortsgruppe mit und ist noch heute Ausbilder und Prüfer.
Neviges. Von klein auf war Wasser sein Element: Für 50 Jahre Mitgliedschaft in der DLRG wurde jetzt Willi Becker in seiner Nevigeser Ortsgruppe geehrt — die er 1975 selbst mit gegründet hatte. Noch heute steht der Velberter, der in wenigen Tagen seinen 85. Geburtstag feiert, jeden Montagabend als Ausbilder und Prüfer am Beckenrand des Panorama-bades.
Geboren und aufgewachsen in Hau bei Kleve zählten die Nebenarme des Rheins zu den begehrten Tummelplätzen seiner Kindheit: „Da waren wir regelmäßig schwimmen — obwohl das streng verboten war“, erinnert sich Becker schmunzelnd. Mit zwölf Jahren erwarb er im Klever Schwimmbad Frei- und Fahrtenschwimmerzeugnis, rettete 1946 sogar eine 17-Jährige vor dem Ertrinken. Doch den Weg zu den Lebensrettern fand er erst erheblich später: „Hätte ich damals schon gewusst, mit welchen Griffen man sich aus der Umklammerung eines Ertrinkenden befreit, hätte ich nicht so viel Wasser geschluckt“, blickt Becker auf den Vorfall in einem heimischen Baggersee zurück.
Erst 1960, bei einem Urlaub an der Ostsee, bekam Becker Kontakt zur DLRG, legte in Malente den Leistungsschwimmschein (heute Rettungsschwimmabzeichen Silber) ab und stieß zwei Jahre später zur Ortsgruppe in Velbert. Hier lebt der gelernte Justizbeamte seit 1954, war bis 1989 am Amtsgericht als Obergerichtsvollzieher tätig. Seit Becker 1966 Lehrbefugnis und Prüferlaubnis „Schwimmen“ und „Rettungsschwimmen“ erwarb, hat er unzähligen Menschen die entsprechenden Kenntnisse vermittelt: Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen, wie zum Beispiel angehenden Polizisten, die so bei der Bewerbung den Rettungsschwimmschein vorlegen können. Eine Statistik, wie viele Prüfungen Becker in seiner aktiven Zeit abgenommen hat, gibt es zwar nicht: „Es dürfte aber eine erkleckliche vierstellige Zahl zusammenkommen“, meint Michael Peters. Der Vorsitzende des DLRG-Bezirks Kreis Mettmann hielt die Laudatio auf den Jubilar.
Der hob 1975 die Ortsgruppe Neviges mit aus der Taufe: „Die Nevigeser hatten kurz vor der Kommunalreform noch ihr Schwimmbad gebaut“, erinnert sich Becker — was fehlte, war ein Ableger der Lebensretter. Neben dem Amt als Übungsleiter, das der 84-Jährige seit 1962 bis heute ununterbrochen ausübt, bekleidete er im Laufe der Jahre beinahe sämtliche Vorstandspositionen, die ein Verein zu besetzen hat.
„Auf Willi Becker konnte man immer zählen, er stand bereit, wenn man ihn brauchte“, lobte Peters, der auch an dessen überregionales Engagement erinnerte: „Dank seiner ruhigen, ausgeglichenen Art hat er in ein seiner Zeit als Justiziar des Bezirks manchen Konflikt geschlichtet.“ Schon 1994 hatte die Nevigeser Ortsgruppe Becker zum Ehrenvorsitzenden ernannt, und 2007 erhielt er das Verdienstabzeichen in Gold mit Brillant, die höchste Ehrung, die die DLRG zu vergeben hat.
Nach seinem Geburtstag im Mai wolle er kürzer treten, kündigte der verwitwete Vater zweier Töchter an. Nicht nur wegen seines guten Drahtes zur Jugend hofft man in Neviges aber, dass er sich diesen Schritt noch einmal überlegt. Seine zweite große Leidenschaft, das Motorradfahren, hat der topfitte Senior erst vor zwei Jahren mit dem Verkauf seiner 1000er-BMW aufgegeben.