Zeittunnel: Eine Schließung würde teurer als erwartet
Wenn der Tunnel geschlossen wird, muss die Stadt Fördergelder zurückzahlen — mit Verzinsung.
Wülfrath. Ein Aus des Zeittunnels ab 2014 käme die Stadt teurer zu stehen als erwartet: Nicht nur, dass Wülfrath an das Land anteilig gewährte Zuschüsse zurückzahlen müsste. Die wären — wie die Bezirksregierung laut Fachbereichsleiter Hans-Werner van Hueth mitteilte — sogar zu verzinsen. Der Ausschuss für Kultur, Sport und Freizeit nahm das zur Kenntnis — und fasste einstimmig einen Beschluss, der die Rettung im Zusammenspiel verschiedener Kräfte zum Ziel hat.
CDU-Vorsitzender Andreas Seidler wählte im Gremium einen martialischen Vergleich: „Wir haben nur noch einen Schuss. Dieser letzte Schuss muss sitzen.“ Er wollte damit verdeutlichen, dass nur ein „wirklich zukunftsfähiges Konzept“ die Chance hat, Gönner zu mobilisieren. „Wir wollen noch einmal alles versuchen, den Zeittunnel zu retten“, betonte auch van Hueth.
Von dem Fachausschuss — da waren sich alle einig — solle ein positives Signal an diejenigen ausgehen, die als künftiger Partner in Frage kommen. So bleibt die Zeittunnel-Schließung ab 2014 zwar ein Baustein im Haushaltssicherungskonzept. Einen neuen Beschluss, der das Aus für den Fall regelt, dass keine Verlustausgleichregelung gefunden wird, fasste die Politik entgegen des Verwaltungsvorschlags nicht.
Der Zeittunnel wurde als ein Leuchtturmprojekt der Euroga 2002+ errichtet. Rund 1,2 Millionen Euro wurden investiert — 941 000 Euro davon vom Land.
Diese Zuwendung ist mit einer 20-jährigen Zweckverbindungsfrist versehen. Im Klartext: Würde der Zeittunnel 2014 nicht wieder geöffnet, müsste etwa die Hälfte der Landesmittel zurückgezahlt werden. Kämmerer Rainer Ritsche kalkuliert mit 475 000 Euro. Doch damit nicht genug: „Beim Gespräch mit der Bezirksregierung haben wir ein unerfreuliches Detail erfahren: Die Rückzahlung muss verzinst werden.“ Weitere 233 000 Euro wären fällig.
Doch Stadt wie Politik haben noch ein Fünkchen Hoffnung, dass der „letzte Schuss“ sitzt. So wurde die Verwaltung beauftragt, mit dem Kreis Mettmann und dem Landschaftsverband Rheinland „unter Einbindung potenzieller Betriebskostenträger ein zukunftsfähiges Konzept unter externer Begleitung aufzustellen“. Rund 10 000 Euro werden als Kosten dafür veranschlagt.
Ein Konzept mit Augenmaß, mahnte Manfred Hoffmann (SPD) an. Kulturamtsleiterin Andrea Gellert warb für ein Konzept, „das ein Alleinstellungsmerkmal hervorhebt“. Die Kombination Erdgeschichte und Kalkgeschichte gilt als Favorit.
Dass eine Neuausrichtung zu einem kostendeckenden Betrieb führen könnte, glaubt Gellert nicht. „Im allerersten Jahr hatte der Zeittunnel allerdings sogar einen Überschuss erwirtschaftet“, merkte sie an. 2011 wurde mit einem Defizit von 160 000 Euro geplant. Was schon deutlich weniger war, als noch vor Jahren: 2006 lag das Defizit bei 305 000 Euro.