Geprüfte Samenbank im Wald

Forstwirtschaft: Im Bereich des Schwarzebruch werden von ausgesuchten Bäumen Bucheckern geerntet. Zuletzt wurden im Jahr 2004 die Bucheckern aufgefangen.

<strong>Ratingen. Nein, es sind keine Müllsünder, die im Wald an der Mülheimer Straße ihr Unwesen getrieben haben. Im Gegenteil: Es waren besonders naturverbundene Menschen, die riesige blaue Plastikbahnen zwischen den Bäumen ausgebreitet haben. Was im Vorbeifahren aussieht wie das Meer in der "Augsburger Puppenkiste", sind in Wirklichkeit Auffangnetze für echte Kostbarkeiten. Die Speesche Forstverwaltung sammelt auf diese Weise Bucheckern ein, die in Baumschulen zu neuen Bäumchen gezogen werden.

In diesem Jahr lohnt sich die Ernte wieder

"Die Ernte lohnt nicht in jedem Jahr, diesmal aber haben wir Vollmast", erklärt Eberhard Piest, Betriebsleiter bei der Gräflichen Forstverwaltung. Zuletzt wurden im Jahr 2004 die Bucheckern aufgefangen. Ein warmer Vorsommer sei die beste Voraussetzung dafür, dass die Bäume reichlich Früchte tragen. Die Buchen im Bereich Schwarzebruch und auch An den Hanten sind übrigens keine x-beliebigen Exemplare, sondern ausgesuchte Samenspender. Nur wenn sie bestimmte Qualitätskriterien erfüllen, darf ihr Saatgut geerntet werden.

Der Laie erkennt das an der "Schönheit" der Bäume: gerader Wuchs, gutes Holz, schön ausgebildete Krone. Wichtig ist auch, dass mindestens 50 Buchen auf einem Fleck stehen und das Areal nicht mit anderen Bäumen vermischt ist. Piest: "Das ist alles im Forstsaatgutgesetz geregelt. Diese Ratinger Bucheckern sind also staatlich geprüfter Samen." Weil daraus neue Bäume gezogen werden, dürfe nur beste Qualität an die Baumschulen geliefert werden.

Welche Bestände jeweils zur Ernte genutzt werden dürfen, begutachtet eine Kommission. Das Gelände am Schwarzebruch ist in diesem Jahr zum letzten Mal an der Reihe. "Der Wald ist hier durch den Orkan Kyrill im Januar sehr stark geschädigt worden, jetzt wächst viel Jungholz nach, was die Ernte erschwert", weiß Piest.

Beim Abfüllen in Säcke wacht ein Mitarbeiter des Mettmanner Forstamtes darauf, dass wirklich nur die hier gesammelten Bucheckern "in die Tüte" kommen. Anschließend werden die Säcke verplombt. Im Münsterland ziehen Baumschulen aus den Samen neue Bäumchen, die in zwei Jahren als Setzlinge wieder gepflanzt werden. Piest: "Die Wuchsgebiete sind streng eingeteilt. Eine Buche aus Bayern dürfte hier nicht gepflanzt werden."