Goethe-Passage: Auf die Verbindung kommt’s an
Mehr als 60 Einzelhändler informieren sich über die Goethe-Passage. Ängste werden ausgeräumt, aber Bedenken bleiben.
Wülfrath. "In Zukunft muss niemand mehr auf der grünen Wiesen einkaufen." Andreas Maul sagt es mit Überzeugung. Der Vorstandssprecher von Wülfrath pro ist ein Fan der Goethe-Passage. Mit seiner Begeisterung will er anstecken. Mit einer Informationsveranstaltung will Wülfrath pro Ängste nehmen. Und das ist am Donnerstagabend im Heim der Arbeiterwohlfahrt durchaus gelungen - wenngleich nicht alle Bedenken ausgeräumt wurden.
Über 60 Einzelhändler sind gekommen. "So viele waren noch nie bei einem Treffen. ich merke, Druck hilft", sagt Maul mit einem Lächeln - hatte er im Vorfeld die Mitglieder ziemlich gedrängt, sich Infos über das Projekt auf dem Rathaus-Areal zu holen. "Ausgedehnte Diskussionen und Information gegen das gefährliche Halbwissen", kündigte er an. Nun, ausgiebig debattiert wird an einem langen Abend in der Awo nicht - aber die Beklemmungen der Händler werden deutlich.
Im Blickpunkt des Interesses: Siegfried Göltsch vom Investor Pe-Ma-Re. Er skizziert die Pläne und nennt erste Namen von Mietern. Und er bestätigt, was er bereits im WZ-Gespräch in dieser Woche angedeutet hatte: "Nein, Wohnbebauung wird es aus Lärmschutzgründen nicht geben." Stattdessen ist nun Dienstleistung geplant - zum Beispiel eine Ärzte-Etage. Mit Wülfrather Praxen werde bereits verhandelt. Als Hauptankermieter stehen offenbar Edeka und Aldi fest. Auch eine Drogerie werde kommen. Eine in Wülfrath etablierte Apotheke werde in die Passage umziehen. Dazu Gastronomie, ein Kinderkleiderladen und ein, zwei kleinere Shops Die bestehenden Läden müssten also kein Angst haben. Göltsch: "Ich bin kein Buhmann."
Andreas Maul hat beobachtet, "wie bei einigen Kollegen richtig Ruhe eingekehrt ist. Ja, da ist Angst genommen worden". Er hat den Eindruck, dass etwas in Bewegung gesetzt wird. Eine Einschätzung, die zum Beispiel Optikermeisterin Susanne Müller (Optik Kotzenberg) teilt: "Ich sehe das wirklich alles positiv. Das ist gut für Wülfrath. Wichtig ist, dass alle mitziehen." Sie wisse aber auch, dass sich einige schwer tun, Neues zu wagen.
So sehr es Göltsch gelungen ist, die Goethe-Passage vom Feindbild zu befreien, so klar ist aber auch geworden, dass ein wesentlicher Schritt, der die Neue Mitte an die Altstadt bindet, fraglich ist. Hans-Peter Altmann bringt es auf den Punkt: "Wer finanziert denn die Umbauten von Diek und Spring." Selbst wenn das Land Wülfrath in Förderprogramme aufnimmt, muss die Stadt einen 30-prozentigen Eigenanteil leisten. Ob Wülfrath das in den nächsten Jahren kann? Altmann zweifelt.
Buchhändler Alexander Rüger, der den Informationswert der Veranstaltung schätzt, mahnt, dass die Verknüpfung der neuen Passagen mit der alten Fußgängerzone "zeitnah realisiert werden muss". Er hoffe, dass es der neuen Bürgermeisterin und dem Rat gelingt, die Mittel dafür aufzubringen. Darauf setzt auch Bäcker Richard Schmitz: "Lässt der umgebaute Diek auf sich warten, wird es für die Innenstadt schwer."