Wülfrath: Hat die Stadt das Jugendhaus zum Dumping-Preis verkauft?
Die Veräußerung des Jugendhauses, das die Stadt unverändert im Internet anbietet, wollen CDU und FDP noch einmal im Rat zum Thema machen.
Wülfrath. "Warum ist der Verkauf des Jugendhauses In den Eschen unter vollem Wert angemessen?" Das wollen CDU und FDP durch eine gemeinsame Anfrage an den Rat wissen. Für den Preis von 225.000 Euro hat ein privater Investor aus Wülfrath den Zuschlag für die Immobilie und 3.000 Quadratmeter Fläche in der letzten Ratssitzung der abgelaufenen Wahlperiode erhalten.
Die Kommunalaufsicht hatte festgestellt, dass die Gemeinde als "Ausnahme von der Regel Vermögensgegenstände nur dann unter dem vollen Wert veräußern darf, wenn zuvor die Gemeinde geprüft hat, ob ein Abschlag vom vollen Wert angemessen und gerechtfertigt ist." Im konkreten Einzelfall müsse die Prüfung unter der besonderen Berücksichtigung der Haushaltssituation erfolgen. Und: Es ist zu belegen, dass alle Möglichkeiten des Marktes ausgenutzt wurden.
CDU-Fraktionsvorsitzender Axel Effert und FDP-Fraktionschef Heinz Franke bitten die Verwaltung, die Gründe für den Verkauf "unter Wert" und die damit verbundene Rechtfertigung im Rat darzulegen.
Dass der Wert um ein Vielfaches höher liegen dürfte, ist an zwei Punkten abzulesen: So hatte die Verwaltung Jugendhaus und 6.000 Quadrameter zu einem Preis von mehr als einer Million Euro an die Freien Aktiven Schulen angeboten. Außerdem wirbt die Stadt im Internetportal Immobilienmarkt.de für das Areal In den Eschen damit, dass dieses "in guter Wohnlage" liegt.
Die Bodenrichtwerte der benachbarten Grundstücke werden von der Stadt dort mit 215 bis 235 Euro je Quadratmeter beziffert. Diese Preise zu Grunde gelegt, würde die jetzt veräußerte 3.000-Quadratmeter-Fläche einen Wert zwischen 645.000 und 705.000 Euro haben.
Im Internet offeriert die Stadt offiziell 24.000 Quadratmeter In den Eschen. Auf diesen "bieten sich diverse gestalterische Möglichkeiten". Kurios: Obwohl der Rat das leer stehende Kinder- und Jugendhauses In den Eschen im September via Beschluss längst veräußert hat - wirbt die Stadt unverändert um Käufer. Und so ist auch am Donnerstagnachmittag noch auf Immobilienmarkt.de zu lesen: "Vorrangig soll das Grundstück mit dem Jugendhaus vermarktet werden."
Die Stadt im Internet über die Nutzungsmöglichkeiten des 24.000 Quadratmeter-Areals In den Eschen - inklusive Asylbewerberheim
In ihrer Anfrage an den Rat regen CDU und FDP an, den Verkauf des Objektes bis zur Beantwortung der Fragen auszusetzen.
Im Internet nennt die Stadt für Jugendhaus und umliegende Grundstücke keinen Kaufpreis. Bei einer anderen Immobilie ist das anders: dem ehemaligen Jugendclub Rohdenhaus. Auch für diesen sucht Wülfrath via Immobilienmarkt.de einen Käufer. Die Grundstücksgröße wird mit 3.191 Quadratmeter angegeben - inklusive einer Baureserve von 1.600 Quadratmetern. Der Kaufpreis: 550.000 Euro.