Velbert-Neviges: Hörspiel mit 150 Stimmen
Erst- und Zweitklässler der Regenbogenschule und Vorschulkinder der benachbarten Kindergärten entdeckten gestern die Welt des Radios.
Neviges. Eine Fahrt mit dem Heißluftballon erfordert eine gute Vorbereitung. Die Startgeräusche müssen stimmen: 150Kinderstimmen demonstrieren ihr lautestes Zischen. Johannes und Stachel sind zufrieden mit dem Ergebnis: "Die Probe ist abgeschlossen, jetzt wird es ernst."
Die beiden klettern in das selbst gebaute Luftfahrzeug. Doch es gibt ein Problem. "Echtes heißes Feuer im Kinderzimmer ist doch viel zu gefährlich", vermutet Johannes. "Wir müssen pusten."
Und auch das können die Erst- und Zweitklässler der Regenbogenschule sowie die Vorschulkinder der Kindertagesstätte Adalbert-Stifter-Straße und der Kita Schillerstraße gut und laut. Gestern war der Radiosender WDR 5 für ein medienpädagogisches Projekt zu Gast in der Turnhalle an der Wielandstraße.
Die Kuschelbären Johannes und Stachel, zwei Handpuppen aus der allabendlich laufenden Kindersendung "Bärenbude", traten gemeinsam mit Musiker und Kabarettist Wolfgang Müller-Schlesinger auf und entführten die staunenden Kinder in die Welt des Radios.
"Kinder wachsen heute nicht mehr mit dem Radio auf, sondern mit Fernseher und Computer", sagt Heiner Kämmer, der seit 1997 der Puppe Stachel Hand und Stimme leiht. Um das zu ändern, besucht der "Bärenbude Klassenzauber" seit drei Jahren Schulen und Kitas in NRW und bringt die Geschichten um Johannes und Stachel zu den Kindern vor Ort.
"Durch das Mitmach-Programm können die Kinder spielerisch Radio erfahren." So sollen sie das konzentrierte Zuhören und Verstehen lernen. "Es ist jedes Mal ein tolles, spontanes Zusammenspiel zwischen uns und den Kindern; die Stimmung und Reaktionen sind immer anders", sagt Kämmer.
Das bekräftigt Wolfgang Müller-Schlesinger: "Vor einem so jungen Publikum aufzutreten, macht einen riesigen Spaß. Man bekommt immer ein ehrliches Feedback. Da gibt es keinen Applaus aus Höflichkeit."
Lehrerin Sabine Mika kannte die Kuschelbären bereits vorher von ihren eigenen Kindern. Auch sie ist überzeugt von dem Konzept, das Radio in die Schule zu holen: "Das ist Medienerziehung auf eine witzige, kindgerechte Art. Radio hören regt die Fantasie viel mehr an als fertige Bilder im Fernsehen."
Und nicht nur die Kinder waren begeistert. Auch Lehrer und Eltern konnten sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als ihre Schützlinge lautstark das Verschwindelied sangen, um gruselige Eulen aus dem Niemandswald zu verjagen oder die beiden Kuschelbären mit Einschlafproblemen kämpften.
"Das war eine sehr lustige Veranstaltung", sind sich Sandra Strauch und ihr Sohn Niklas (6) einig. Beide kannten die Bärenbude vorher nicht. "Ab jetzt werden wir das jedoch öfter mal hören."