Goethe-Passage in Wülfrath: Spekulationen verärgern den Investor
„Das Projekt ist nicht geplatzt“, betont Bürgermeisterin Claudia Panke. Die Beseitigung der Felsen unter dem Parkplatz ist allerdings schwieriger als gedacht.
Wülfrath. "Die Goethe-Passage ist geplatzt." Das hat Klaus H. Jann geträumt. Und das teilt der DLW-Vorsitzende pünktlich zum Weihnachtsfest in seinem Internet-Tagebuch mit - um zwei Tage später nachzulegen, dass es wohl doch nicht nur ein Traum war.
Er orakelt - und streut das Gerücht weiter, dass ein neuer Investor schon parat stehe. Bürgermeisterin Claudia Panke ist über diese Art von Öffentlichkeitsarbeit alles andere als erfreut. Auf Nachfrage der WZ bekräftigt sie: "Die Goethe-Passage ist nicht geplatzt."
Dass die Entwicklung dieser "Neuen Mitte" nicht nur unproblematisch läuft, ist allerdings nicht neu. Am 15. Dezember hatte es ein Spitzentreffen im Rathaus mit Vertretern von Stadt und Pe-Ma-Re gegeben. Das Bonner Unternehmen plant und vermarktet die Passage. Die WZ hatte exklusiv nach dem Treffen berichtet: Stadt wie Investor betonten, am Vorhaben festhalten zu wollen. "Wir planen, sprechen mit Mietern, vermarkten weiter", sagte Siegfried Göltsch von Pe-Ma-Re.
Über den konkreten Inhalt des Gesprächs und die getroffenen Verabredungen wurde ausdrücklich Stillschweigen vereinbart - auch um möglichen Spekulationen keine neue Nahrung zu liefern. Die Politik wurde im Rahmen einer Fraktionsvorsitzendenrunde informiert. Auch hier die Verabredung: Stillschweigen. "Jede Seite hat ihre To-do-Liste abzuarbeiten", bekräftigte Panke am Montag noch einmal.
Am 7. Januar wollen sich Verwaltung und Fraktionsspitzen demnach wieder zusammensetzen. "Es ist der Sache nicht dienlich, wenn Gerüchte bewusst gestreut werden." Sie werde sich daran nicht beteiligen.
Nach Informationen der WZ ist der felsige Untergrund unter dem Stadthallen-Parkplatz das Kernproblem. Die Beseitigung des Kalkmassivs könnte sich als millionenschwere Hypothek entpuppen. Eine Verzögerung ist schon jetzt klar. Die geplante Eröffnung 2010 ist nicht haltbar.
Gegenüber der WZ hatte Siegfried Göltsch schon vor mehreren Wochen angedeutet, dass die Goethe-Passage einfacher zu realisieren sein könnte, wenn auf eine Bebauung des Stadthallenparkplatzes - darunter ist ein Aldi-Markt vorgesehen - verzichtet würde. "Klar wäre es preiswerter und städtebaulich einfacher, das Areal der Stadthalle zu bebauen. Doch das ist in der Ausschreibung nicht gewollt und somit kein Thema."
In den anderen Parteien ist man irritiert über die Gerüchte aus der DLW. "Das Problem im Rat ist, dass einige hoffen, dass es nichts wird", sagt Axel Effert, Fraktionsvorsitzender der CDU. Doch der Traum von der Goethe-Passage sei noch nicht geplatzt: "Wir bekommen dadurch stadtplanerisch ganz neue Möglichkeiten", ist er weiter vom Potenzial der "Neuen Mitte" überzeugt. Manfred Hoffmann (SPD) bezeichnete das Streuen von Gerüchten als "politisch sehr unklug". Der Investor habe sich in der vergangenen Ausschusssitzung "zu Recht über die Wülfrather Szene" beklagt.
"Die Goethe-Passage ist der erste Schritt vom Aufstieg der Innenstadt", sagt Andreas Maul von der Werbegemeinschaft Wülfrath pro. Nach einer Mitgliederversammlung hätten sich die Ängste unter den Händlern gelegt und eine positive Sicht der "Neuen Mitte" durchgesetzt. Von der Gerüchteküche halte er gar nichts - "aber das ist eben typisch Wülfrath".