„Ja klar, auch ein Beamter kann mit Geld umgehen“
Abschied: Geschäftsführer Harald Roedenbeck verlässt zum Jahresende die Stadtwerke und tritt in die Altersteilzeit über.
Wülfrath. Er winkt ab und strahlt dabei: "Ich bin auf vielen Feldern unterwegs." Nein, Langeweile werde nicht aufkommen, wenn er im Januar in den neuen Lebensabschnitt trete. Harald Roedenbeck nimmt seinen Hut - nach 37 Jahren im Dienst der Stadt. Als Stadtwerke-Geschäftsführer hat er am Mittwoch seinen letzten Arbeitstag. Dann geht der 62-jährige Beamte in die Altersteilzeit.
Es war nur eine von vielen Aufgaben: Roedenbeck hat sich in verschiedenen Ämtern der Stadtverwaltung umgetan, bevor er sich 1994 beurlauben ließ, um das schlingernde Evangelische Krankenhaus Herminghaus-Stift zu übernehmen. Er hat das Haus in seiner vierjährigen Amtszeit finanziell konsolidiert. Und mit einem Schmunzeln merkt er an, "dass ich heute dankbar dafür bin, beweisen zu können: Ja klar, auch ein Beamter kann mit Geld umgehen."
Zum Krankenhaus sagt er aber auch: "Heute muss man ganz nüchtern feststellen, dass so kleine Einheiten nicht wirtschaftlich überleben können", sagt er mit der Distanz einer Dekade. "Damals haben wir alles versucht, um ein positives Signal von der Landesregierung zu erhalten. Wir haben es nicht gekriegt." Ohne eine Sanierung des Bettentrakts sei man nicht wettbewerbsfähig gewesen. Noch vor der Übernahme durch St. Antonius verließ er das Haus - und wechselte zu den Stadtwerken als Geschäftsführer. Elf Jahre und neun Monate - exakt so lange wie sein Vorgänger Alfred Laustroer - hat er jetzt dort gewirkt.
Eine klassische Beamtenkarriere - so begann alles. Nach der Ausbildung war er Sachbearbeiter im Haupt- und Personalamt, "wo ich irgendwie Taufpate des Herzog-Wilhelm-Markts wurde", erinnert sich Roedenbeck. Er gehört zu dem Kern, der sich für die erste Weihnachtsbeleuchtung stark gemacht hatte. "THW, Elektriker und ein paar andere Handwerker waren dabei. Da wurden Kordeln über die Straßen gespannt und Lichter dran geschraubt. So, wie man’s auf dem Dorf macht." In der Folge wurde die Werbegemeinschaft gegründet, der HWM ins Leben gerufen.
Roedenbeck kann jeder seiner Laufbahn-Etappen positive, markante Erlebnisse zuordnen. In die Ära als Liegenschaftsamtsleiter fiel zum Beispiel die Vermarktung von Maushäuschen. "Da haben wir als Stadt die Baufinanzierung eines jeden Kaufinteressenten geprüft."
Die großen Asylbewerberwellen mit Iranern, Tamilen und Libanesen sind ihm aus seiner Zeit als Sozialamtschef im Bewusstsein. "Die Flure waren schwarz vor Menschen. In der ehemaligen Fabrik Ley haben wir mit Decken abgetrennte Schlafstätten eingerichtet. Wir haben sogar in Erwägung gezogen, Zelte aufzustellen." Auch der Verkauf des städtischen Altenheims wickelte er mit ab. Seit 1998 hat er die Stadtwerke auf sichere Beine gestellt, alljährlich feste Gewinnebeteiligungen an die Stadt ausgeschüttet. "Mein Prinzip war immer: Keine nicht abschätzbaren Risiken eingehen!" Er plädiert ausdrücklich für den Erhalt der Selbständigkeit der Stadttochter.
Seine Enkelkinder, seine Hobbys wie die Literatur, handwerkliche Tätigkeiten - Roedenbeck könnte viel auflisten, was jetzt auf der Agenda steht. Ganz oben: "Meine Frau und ich wollen die Theaterspielstätten Berlins erkunden." Berlin sei auch etwas wie ein zweites Zuhause: Sein Vater ist dort geboren, zwei seiner Kinder leben dort.