Gratis-Bücher aus der Zelle
Der Verein S.O.S.-Team macht die Telefonhäuschen aus Corby und Châtellerault zu offenen Bücherschränken.
Neviges. Da stehen sie und warten auf ihr neues Innenleben: Das englische Telefonhäuschen, das Velbert einst von der Partnerstadt Corby geschenkt bekam, und die französische Telefonzelle aus Châtellerault sind an den Nevigeser Busbahnhof umgesetzt worden. Der Verein S.O.S.-Team („Sozial-Orientierter Service“) will sie zu öffentlichen Bücherschränken umfunktionieren — Minibüchereien, in denen sich jeder mit Lesestoff eindecken kann.
Schon vor mehr als einem Jahr war die Idee geboren worden, die ausgedienten Telefonzellen aus der Corbygasse am Forum Niederberg als Buchdepots für Neviges zu nutzen. Die Telekom hatte die öffentlichen Fernsprecher ausgebaut — „Standortoptimierung“ hieß das, weil im Handyzeitalter die Telefone schlicht nicht mehr genutzt wurden.
Von der Stadt, der die Häuschen gehören, bekam der Verein S.O.S.-Team im Oktober 2010 die Zusage, die Telefonzellen umnutzen zu dürfen. „Alle sind ganz froh, dass sie jetzt da sind“, sagt Projektleiterin Carola Schröder — und es klingt durch, dass die Aktion „Lesbar“ doch Einiges an Arbeit und Vorbereitung erfordert hat. Nachdem die Telefonhäuschen vom Stromnetz abgetrennt waren, wurden sie im Frühjahr mit Hilfe der Technischen Betriebe (TBV) nach Neviges geschafft. Die EDB Bildungsgesellschaft half ebenfalls und sorgte für einen frischen Anstrich.
In der vergangenen Woche wurden die Telefonhäuschen dann am Busbahnhof aufgestellt und mit Fundamenten versehen. Jetzt fehlen noch neue Scheiben, dann können die öffentlichen Bücherschränke gefüllt werden. „Die Regale haben wir schon gemacht“, sagt Schröder. Bürger haben Bücher gespendet, und auch vom Verein Bücherstadt kam Unterstützung: „Wir wollen die französische Telefonzelle zum Bücherschrank für Kinder machen, hatten aber zu wenig für die Altersgruppe bis zehn Jahre. Da durften wir uns aus dem Bestand der Bücherstadt was aussuchen.“
Die „Bücherzellen“ funktionieren wie das sogenannte Book-Crossing: Jeder kann sich kostenlos ein Buch ausleihen, es behalten, zurückstellen oder auch eigene Literatur einstellen. „Wir wollen einfach das Interesse am Lesen wecken“, sagt Carola Schröder. Mitarbeiter des Vereins S.O.S.-Team werden die Bücherzellen betreuen. Doch: „Wir hoffen darauf, dass auch alle Bürger mithelfen und es nicht zu Vandalismus kommt. Unser Motto ist: durch das Füreinander zum Miteinander.“