Harry Potter an der britischen Telefonzelle
Die Wülfrather Innenstadt stand ganz im Zeichen des Buches. Die Protagonisten suchten sich ungewöhnliche Orte für ihr Literaturstündchen aus.
Wülfrath. Für Bücherfreunde war gestern ein besonderer Tag: Zur Premiere von “Wülfrath liest vor“ stand erstmals die ganze Innenstadt im Zeichen des Buches. An verschiedenen Stationen konnte man sich von den Vorlesern in andere Welten entführen lassen. Dabei war für jede Altersklasse und jeden Geschmack etwas dabei. Trotz wechselhaften Wetters fanden sich an mehr als 40 Stationen Zuhörer zusammen, um den Erzählungen zu lauschen.
Die Jüngsten saßen dabei gemütlich im trockenen Baumhaus. Der Ortsverband des Kinderschutzbundes hatte das Häuschen am Spielplatz in den Banden komplett mit Decken ausgelegt und jede Menge Bilderbücher für Kindergartenkinder mitgebracht. Geschichten von Pippi Langstrumpfs Geburtstag oder den Gorillas Max und Marlene waren für die kleinen Zuhörer genau richtig. Wer zwischendurch eine Pause vom Stillsitzen brauchte, konnte sich unter Aufsicht der Betreuerinnen an den übrigen Spielgeräten austoben.
„Very british“ ging es an der englischen Telefonzelle am Ware Platz zu. Doris Bonow las dort aus „Harry Potter and the Philosopher’s Stone“, dem ersten Band der Buchreihe um den wohl berühmtesten Zauberlehrling. „Ich habe extra vorher gutes Wetter herbeigezaubert“, scherzte sie, und tatsächlich blieb es trocken, während das Publikum gebannt Harrys erste Flugstunde und sein erstes Zauberduell mitverfolgte.
„Die Romanreihe ist ideal, um die englische Sprache zu trainieren“, erzählte Bonow. „Ich habe die Bücher alle auf Englisch gelesen und auch die Filme angeschaut.“ Die eher einfache Sprache der Bücher bietet sich an, um Schulkenntnisse aufzufrischen und sich in die Sprache einzulesen. So hatte auch keiner der Zuhörer Probleme, der Geschichte zu folgen, und alle konnten die Lesung genießen. Viel Spaß hatten auch die Besucher der Lesestation im Wülfrather Reisebüro. Buchhändler Alexander Rüger trug dort passend zum Ambiente einige Episoden aus Ephraim Kishons Reisegeschichten vor. Die humorigen Geschichten des israelischen Satirikers brachten nicht nur das Publikum zum Lachen, auch der Vorleser musste schmunzeln. Kishon wurde als Ferenc Hoffmann 1924 in Budapest geboren und gilt als einer der meistgelesenen Satiriker des 20. Jahrhunderts. Er verfasste unter anderem mehrere Romane und Theaterstücke. Etwas schwerere literarische Kost gab es am Krappsteich. Cornelia Uhl las dort aus Thomas Manns Familienepos „Die Buddenbrooks“. Freunde der Lyrik kamen ebenfalls auf ihre Kosten.
Die Deutschschüler der VHS präsentierten eigene Gedichte, aber auch arabische Witze und Lyrik aus Goethes letzter großer Gedichtsammlung „West-östlicher Divan“.